Roter Faden: Kunst am Bau als skulpturaler Treffpunkt

Kaffeepausen, Smalltalk und etwas Entspannung am Mittag: Mit der Installation „Der rote Faden“ realisierte Studentin Jamie Wagner einen neuen Begegnungsort im Eingangsbereich eines österreichischen Bürogebäudes.

Gemeinsam mit der Kunstuniversität Linz schrieb die Steuerberatungskanzlei Raml und Partner 2022 einen Ideenwettbewerb für eine skulpturale Intervention in ihrem neuen Bürogebäude „FUTURO“ in Rohrbach-Berg, Oberösterreich, aus. Architekturstudentin Jamie Wagner gewann mit ihrem Entwurf „Der rote Faden“ den ersten Platz und setzte das Projekt dieses Jahr um.

Siegreicher Wettbewerbsentwurf

Die Wettbewerbsausschreibung verlangte ein nutzbares Kunst- und Bauwerk, das zum Verweilen und Begegnen einlädt. Die Jury, zusammengesetzt aus Vertreter*innen der Kunstuniversität sowie der Kanzlei, wählte aus 17 Einreichungen verschiedener Studiengänge wie Bildhauerei oder Raum- und Designstrategien die besten Konzepte aus. Entscheidend waren Langlebigkeit, räumliche Qualität sowie die Schaffung eines Blickfangs. Jamie Wagner überzeugte die Jury mit ihrer skulpturalen Erscheinung in Signalfarbe und der praktischen Nutzbarkeit als Aufenthalts- und Begegnungsraum vor dem Bürobau. 

Lernprozess im Bauprozess

Die Umsetzung stellte für die Masterstudentin eine intensive Lernphase dar. Sie arbeitete in einem Team aus erfahrenen Handwerker*innen und Bauexpert*innen. In ihrer Rolle als Planer*in und Koordinatorin des Projekts war es anfangs eine Herausforderung, direkt ins kalte Wasser der Praxis zu springen. Ihrer Aussage nach war es wichtig, sich in Entscheidungsfragen zu behaupten, erfolgreich zu vermitteln und sich schnell mit rechtlichen Rahmenbedingungen sowie Projektmanagement vertraut zu machen. Grundlegend war ihrer Meinung nach eine klare Rollenverteilung und die ständige Absprache mit den Gewerken, um sicherzustellen, dass ihre künstlerische Vision technisch umsetzbar blieb.

Nutzbare Skulptur

Das Konzept der Installation basiert auf der Idee des „roten Fadens“, der symbolisch für Ordnung im Chaos steht. Zwei Torbögen markieren die Eingänge vom Stadtplatz und vom anliegenden Busterminal. Diese sollen Passant*innen einladen und Orientierung zum Haupteingang des Gebäudes bieten. Der Bereich zwischen den Toren ermöglicht es, auf den unterschiedlich hohen Elementen teils überdacht im Außenbereich zu liegen und zu sitzen. So erschließt sich ein neuer Aufenthaltsraum. 

Signalrote Aluminium-Winkel

Die Skulptur erstreckt sich über 207,70 m² und besteht aus zwei markanten Toren und einem abgesenkten Bereich dazwischen. Sie ist 34 Meter lang, an der höchsten Stelle 3 Meter hoch und hat 13 Faltungen mit einer Maximallänge der Platten von 6,2 Metern. Die Unterkonstruktion aus Aluminium ist mit roten, 4 mm Alucobond-Platten verkleidet. Die Platten wurden vor Ort zugeschnitten und montiert, um die komplexen Winkel präzise zu realisieren. Integrierte „Flex Tubes“ erleuchten das Objekt bei Nacht. 

Jamie Wagner wählte das Material aufgrund seiner einfachen Bearbeitbarkeit und Haltbarkeit. Trotz der komplexen Form konnten alle Elemente vor Ort mit handelsüblichen Werkzeugen zugeschnitten und gefalzt werden. Die Konstruktion ist komplett rückbaubar, da Aluminium und Verkleidung sortenrein verarbeitet wurden. Durch die Materialwahl und das Verkleben entsteht der Eindruck eines „aus einem Guss“ gefertigten Objekts.