Open Plan Open Decision: Eine Planungsmethode für breit akzeptierte Gebäude
Die Wohnungsbaugenossenschaft KOOPERATIVE GROSSSTADT baut derzeit in München ein Wohnhaus nach einer neuartigen Methode. Die Forschung daran begleitet ein Team an der RWTH Aachen.
In der Münchner Metzgerstraße 5a entsteht derzeit ein besonderes Wohnhaus. Besonders ist das Projekt „metso’metso“ gleich aus mehreren Gründen. Zum einen wird hier ein alternativer Wohnprototyp gebaut, der unterschiedlichen Nutzer*innengruppen ein Zuhause nach ihren Bedürfnissen ermöglichen soll. Zum anderen kommt erstmals eine neuartige Planungsmethode zum Einsatz, bei der alle Stakeholder*innen des Projekts – Planer*innen wie Laien – zu gleichberechtigten Ideengeber*innen und Entwickler*innen architektonischer Lösungen werden.
Ziele der Planungsmethode
Open Plan Open Decision – kurz OP-OD – heißt die neuartige Planungsmethode, die seit 2020 innerhalb der Gremien der Genossenschaft KOOPERATIVE GROSSSTADT und im Rahmen einer Vertretungsprofessur an der TU München entwickelt wird. Die Methode verbindet Ansätze offener Wettbewerbsverfahren mit Echtzeit-Partizipations-Planungsmethoden. Ähnlich wie bei Open-Source-Anwendungen in der Softwareentwicklung soll sie zu einer Art kollektiven Planungsleistung und Autor*innenschaft führen. Das Ziel ist es, möglichst nachhaltige und breit akzeptierte Gebäude zu planen und zu realisieren.
Worauf kann verzichtet werden, welche Räume können geteilt werden, und welche Änderungen müssen auf lange Sicht im Gebäudebetrieb berücksichtigt werden? Diese Fragen müssten durch Methoden wie OP-OD einfacher beantwortet werden. Darüber hinaus sollte sich dadurch die Lücke zwischen dem planerischen Expertenwissen der Architekt*innen und dem Praxiswissen der Nutzer*innen schließen.
Pilotprojekt „metso’metso“
Aktuell hat die Methode OP-OD den Status eines benutzbaren Prototyps. Das Pilotprojekt „metso’metso“ ist ein inklusives Gemeinschaftswohnhaus mit semi-öffentlichem Erdgeschoss in München, das die Genossenschaft mit dem Verein GEMEINWOHLWOHNEN erarbeitet. Bis 2026 sollen dort 16 Personen wohnen, darunter Geflüchtete, Menschen mit Behinderung und Geringverdiener*innen. Geplant ist ein Großcluster mit sechs Untereinheiten, die ohne Umbaumaßnahmen untereinander kombiniert und flexibel an die Bedürfnisse der Bewohner*innen angepasst werden können. Die späteren Nutzer*innen und Expert*innen werden in den Planungs- und Bauprozess einbezogen. An dem realen Modellprojekt soll eine solidarische und gemeinschaftliche Entwurfspraxis gemäß der OP-OD-Methode ausgelotet und erprobt werden.
Wie geht es weiter?
Das Realisierungsprojekt wird in Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen im Rahmen des Projekts NAH AM NUTZEN erforscht und evaluiert. Die Planungsmethode, Erkenntnisse aus dem ersten Anwendungsfall und Forschungsergebnisse sind öffentlich in Form eines digitalen Leitfadens zugänglich. Auf ihrer Website betonen die Entwickler*innen, dass die OP-OD-Methode für alle Interessent*innen kostenlos zugänglich ist. Dafür möchten sie eine App entwickeln, die eine niederschwellige Integration von partizipativen und kollektiven Planungsabschnitten innerhalb von Architektur- und Landschaftsarchitekturprojekten ermöglicht. Das Innovationsprogramm Zukunft Bau förderte die Forschung und Weiterentwicklung der Methode.