HopfOn: Vom Abfallprodukt zum Akustikpaneel
80 Prozent der Hopfenernte landen im Müll. Dass sich aus landwirtschaftlichen Abfällen hochwertige Akustikprodukte herstellen lassen, zeigt das Start-up „HopfOn“.
Hopfen ist vor allem als Zutat beim Bierbrauen bekannt. Mit Akustikpaneelen oder Dämmstoffen assoziieren wohl die wenigsten die zur Familie der Hanfgewächse gehörende Pflanze. Marlene Stechl und Thomas Rojas Sonderegger, die gemeinsam das Start-Up „HopfOn“ gegründet haben, verfolgen mit ihrem Unternehmen das Ziel, nachhaltige Akustik- und Dämmplatten aus landwirtschaftlichen Abfallprodukten herzustellen. In einem Mannheimer Pilotprojekt werden diese unkonventionellen Paneele bereits eingesetzt.
An die Wand, statt in die Tonne
Ein großer Teil der durch die Baubranche verursachten CO₂-Emissionen entsteht bei der Herstellung von Baustoffen. Die Produktion herkömmlicher Baumaterialien verbraucht Ressourcen und erzeugt Abfall, der in der Regel nicht wiederverwendet wird. Das Team von „HopfOn“ hat einen Rohstoff ins Visier genommen, der in der Bauindustrie bisher keine systematische Verwendung findet: Hopfen. Nur ein Fünftel der Hopfenernte wird etwa zu Bier weiterverarbeitet. Die Abfälle werden zwar teilweise in Biogasanlagen verwertet, ein Großteil der Pflanze landet jedoch in der Tonne. Dabei kann aus der Hopfenpflanze noch viel mehr als Bier herausgeholt werden.
Akustikpaneel oder Strohballen?
Aufgrund seiner Struktur eignet sich der faserige Stängel des Hopfens als Material für Akustikpaneele und Wärmedämmstoffe. Der holzige Kern des Stängels verleiht dem Material Druckfestigkeit. Ähnlich wie Hanf hat Hopfen gute Wärmedämmeigenschaften. Bei der Herstellung der Akustikpaneele und Wärmedämmplatten werden die Fasern der Hopfenreben mechanisch voneinander getrennt und zu sogenannten Schäben verarbeitet. Anschließend erfolgt eine chemische Aufbereitung des strohähnlichen Materials. Für diesen Schritt verwendet das Team von „HopfOn“ das pflanzeneigene Lignin – ein Molekül, das die Verholzung von Pflanzenzellen bewirkt – als Bindemittel. Dadurch kann auf weitere Bindemittel verzichtet werden. Das Ergebnis sind akustisch wirksame Platten für Wand und Decke, deren Optik an Strohballen denken lässt.
Preisgekrönte Idee
Mit ihrer Idee haben die Gründer*innen unter anderem den TUM IDEAward 2022 gewonnen, wodurch sie ein Startkapital für ihre Neugründung erhielten. Außerdem wurde HopfOn ein Jahr lang durch den TUM Booster Grant und zwei Zuschüsse von UnternehmerTUM, dem Zentrum für Gründung und Innovation an der TU München, gefördert. Die beiden Gründer*innen und ihr Team möchten ihr Produkt weiterentwickeln und möglichst noch 2024 auf den Markt bringen. Dafür werden die Paneele im Sustainable Building Lab in Mannheim in der Praxis getestet. Dabei handelt es sich um ein Förderprogramm des Netzwerks Next Mannheim, das Forschungsgruppen, Start-ups und innovative Gewerbetreibende bei der Erprobung ökologisch nachhaltiger Produkte unterstützt. Die Testphase in verschiedenen Räumen unter realen Bedingungen soll dem Team bei der weiteren Produktentwicklung helfen und die Paneele möglichst bald marktreif machen.