Grüße aus der Sommerfrische: Lehren, lernen und forschen an der landuni

Ein Pilotprojekt setzt den Schwerpunkt auf die Untersuchung des ländlichen Raums und reaktiviert eine Kleinstadt in Niederösterreich. 

Seit März 2022 gilt Drosendorf, eine kleine Stadt im nordwestlichen Österreich, an der Grenze zu Tschechien, als „Zweitwohnsitz“ der Fakultät für Architektur und Raumplanung der Technischen Universität Wien. Dort bot das Lehr- und Forschungsprojekt landuni den Rahmen, sich mit dem ruralen Raum hautnah zu beschäftigen.

Urlaubsort wird Bildungsstätte

Seit dem frühen 20. Jahrhundert gilt Drosendorf als beliebter Sommerfrischeort. Die Kleinstadt mit rund 1.400 Einwohner*innen bietet mit Kino, Jazzclub und Kulturverein ein reges Kulturleben. Dazu gibt es eine vollständig erhaltene Stadtmauer, eine solide Nahversorgung und einen Bürgermeister, der auch Zirkusdirektor ist. Klingt nach einem lebendigen Ort. Doch auch Drosendorf bleibt von den typischen Problemen des ländlichen Raums nicht verschont: Leerstand, Überalterung der Bevölkerung und Abwanderung. Um dem entgegenzuwirken, reaktivierte das Team der TU Wien mit dem Forschungsprojekt landuni das leerstehende Schloss Drosendorf zu einem neuen Bildungsort für Studierende. Initiiert von Isabel Stumfol, Karin Standler, Prof. Sibylla Zech und Prof. Markus Tomaselli, lief das Projekt über fünf Semester bis Ende 2024. Doch was wurde in dieser Zeit erreicht?

 

Auf dem Land, fürs Land und mit dem Land

„Der ländliche Raum ist ein Innovationsraum, wo vieles schnell und unbürokratisch geschehen kann“, so Benjamin Altrichter, Mitglied des Forschungsteams. Entscheidend sei, vor Ort zu sein, die Region zu verstehen und eng mit den lokalen Akteur*innen zusammenzuarbeiten. Nach zweieinhalb Jahren zieht das Projekt eine beeindruckende Bilanz: 54 Lehrveranstaltungen, 32 öffentliche Aktivitäten und vier Schreib-Retreats fanden in Drosendorf statt. Daran nahmen 724 Studierende und 151 Lehrende und Forschende teil. Von Seminaren und Symposien im Schlosssaal bis zu Festivals und Sommerschulen in der Umgebung – die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, die Besonderheiten der Region kennenzulernen und studierten gleichzeitig in herrschaftlichem Ambiente.

Von der Region lernen und etwas zurückgeben: die Highlights 2024

Das breite Bildungsangebot, das von unterschiedlichen Instituten der TU Wien bespielt wurde, hinterließ Spuren in der Region. Im Sommersemester gestaltete eine Gruppe das „landuni Platzerl“ – einen Treffpunkt mit selbstgebauten Holzmöbeln, der den sozialen Austausch in der Kleinstadt fördern soll. Drei künstlerische Interventionen thematisierten die Verbindung zwischen Österreich und Tschechien und gaben den Anstoß für den Wiederaufbau einer Brücke zwischen den Ländern. Eine interdisziplinäre Lehrveranstaltung analysierte rund 20 Angerdörfer aus der Umgebung. Ziel war es, die Typologie zu verstehen und gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung Entwicklungskonzepte zu erarbeiten.

Nächste Edition der landuni 

Mit der Gründung des Kompetenzzentrums „Center ländlicher Raum“ 2021 setzte die TU Wien einen Schwerpunkt auf die akademische Erforschung ländlicher Strukturen. Das Projekt landuni unterstrich dieses Engagement, indem es Bildung, Wirtschaft und Gesellschaft vernetzte und Erkenntnisse für die weitere Forschung lieferte. Die erste Phase des Pilotprojekts wurde umfassend dokumentiert. Eine Zeitschrift informierte regelmäßig über die Interventionen in Drosendorf und die Abschlusspublikation „Vom Hörsaal zum Dorfplatz“ fasst die Ergebnisse der fünf Semester zusammen. Ab 2025 geht das landuni-Projekt mit verstärktem Forschungsfokus und einer neuen Laufbahnstelle in die nächste Runde.