Besserer Stadtraum für Teenagerinnen: „Urban Minded“, ein Planungsleitfaden
Bislang gab es kaum Untersuchungen darüber, wie sich jugendliche Mädchen in urbanen Räumen aufhalten und welche Bedürfnisse sie haben. In Dänemark ging eine Forschungsgruppe dieser Frage nach und erarbeitete einen Open-Source-Guide für Planende.
Das Wohlbefinden in Städten ist entscheidend für unsere mentale Gesundheit. Doch nicht alle Bevölkerungsgruppen erleben den urbanen Raum positiv. Das dänische Architekturbüro Henning Larsen widmete sich 2022 bis 2023 im Forschungsprojekt „Urban Minded“ einer bislang unterrepräsentierten Gruppe im stadtplanerischen Diskurs: Mädchen im Teenageralter. Die Leitfrage war: „Wie kann städtischer Raum gestaltet werden, sodass er die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden fördert?“
Mit alten Bildern brechen
Jungen und Mädchen nutzen Stadträume häufig unterschiedlich. Im öffentlichen Raum replizieren und verfestigen sich eingeübte Gendernormen und Verhaltensweisen. Die Gesellschaft prägt Mädchen immer noch als passiv, auf ihr Aussehen bedacht und zurückhaltend, während Jungen als physisch und psychisch stark, hart und abenteuerlustig gelten. Dies schlägt sich auch in den Zahlen nieder: In der Altersgruppe ab 13 Jahren spielen 77 Prozent der Jungen draußen, aber nur 23 Prozent der Mädchen, so eine niederländische Studie aus dem Jahr 2021. Das Planungsbüro Henning Larsen wollte daher mit Genderstereotypen brechen und junge Frauen im urbanen Raum empowern.
Zusammen mit der Zielgruppe
Zunächst galt es Nachforschungen zu betreiben, da die Literatur zu diesem spezifischen Thema spärlich war. Zusammen mit dem Danish National Institute of Public Health der University of Southern Denmark führten die Forschenden eine qualitative, ethnografische Untersuchung durch. Mithilfe von „Walk-and-Talk-Interviews“, Videotagebüchern und Workshops sammelte das Team über ein Jahr hinweg die Perspektiven von jungen Kopenhagenerinnen im Alter von 14–16 Jahren. Diese flossen anschließend in Designvorschläge für eine gendergerechtere Stadt.
Zwei Leitfäden
Das Ergebnis des Projektes sind zwei Open-Source-Manuals, die Planer*innen helfen sollen, die gewonnenen Erkenntnisse in ihre Arbeit zu integrieren. Ein „Process Guide“ erläutert die Methodologie und Ergebnisse der Feldforschung. Der „Design Guide“ illustriert die auf der Forschung basierenden Entwürfe und stellt sie in anschaulichen Maps dar. Die Eingriffe sind gezielt auf das Empfinden der Probandinnen abgestimmt. Aspekte der Materialität spielen dabei ebenso eine Rolle wie Stadtmobiliar, das auf die soziale Interaktion der untersuchten Gruppe zugeschnitten ist.