Atmosphären: Call for Visualizations entschieden

Collage, Rendering, Fotomontage – In unserem vierten Call waren eure Visualisierungen, die eine besondere Atmosphäre transportieren, gefragt. Die Gewinner des Aufrufs stehen nun fest. 

Was zuvor lediglich vor dem inneren Auge schwebte, wird durch eine Visualisierung sichtbar. Darüber hinaus vermitteln die meisten Visualisierungen auch noch etwas anderes. Dieses Etwas lässt sich nicht allein mit den Augen wahrnehmen und ist oftmals nur schwer zu beschreiben. Man könnte es vielleicht am ehesten als eine Art Gefühl, eine gewisse Atmosphäre bezeichnen. Ein begrünter Innenraum, ein einsamer Turnschuh auf dem Fußboden, ein Blick durch einen Türspalt – Wir haben euch in unserem vierten Call dazu aufgerufen, uns eure Visualisierungen zu schicken. Dabei ging es uns weniger um das Format oder das Medium, sondern vielmehr um das Gefühl, das darin vermittelt wird. Wir gratulieren den Gewinnern Marvin Simons, Christian Sternhagen und Simon Andri Fischer.

Urbane Jurte

Die fotorealistische Visualisierung von Marvin Simons von der TU Dortmund zeigt einen unscheinbaren kleinen Baukörper inmitten einer städtischen Szenerie. Im Inneren dieses temporären Bauwerks verbirgt sich ein grünes Refugium, das mit der umgebenden urbanen Betonlandschaft kontrastiert. Unter dem transluzenten Zeltdach scheinen die Pflanzen leicht unscharf vor den Augen der Betrachter*innen zu flimmern, als würde man diese für einen kurzen Moment schließen wollen. Die dritte Abbildung zeigt den Raum während des Bauprozesses. Obwohl es sich dabei um dasselbe Interieur handelt, ist die Atmosphäre hier eine völlig andere. Kleinere Fehler haben sich hier in die Darstellung eingeschlichen, tun ihr aber keinen Abbruch. Stattdessen wird daran deutlich, dass es sich hierbei vermutlich um eine zumindest teilweise KI-generierte Abbildung handelt. Sowohl die Außenraum- als auch die beiden Innenraumdarstellungen vermitteln jeweils eine ganz eigene Atmosphäre, die vor allem auch in der Zusammenstellung und der Abfolge der drei Bilder zur Geltung kommt.

Das wilde Bauen

Bei den Renderings von Christian Sternhagen handelt es sich um einen Teil seiner Masterarbeit an der Leibniz Universität Hannover. Die vier Bilder zeigen ein collagenartiges Aneinander von Scans, das fast schon abstrakt wirkt. Vereinzelt positionierte Requisiten wie etwa ein umgekipptes Wasserglas oder ein einzelner Turnschuh vermitteln den Maßstab des Gezeigten. Die teils groben, unperfekten Strukturen verleihen den Visualisierungen ihre spezifische Atmosphäre. Beim Betrachten fühlt man fast schon die sägeraue Oberfläche der Tischplatte unter den Fingerspitzen. Die Perspektive erscheint wie herangezoomt, ohne dass der gesamte Raum vollständig gezeigt wird. Bei dem Entwurf handelt es sich um eine Kindertagesstätte. Vor allem bei dem ersten Bild hat man als Betrachter*in aufgrund der Position der Tischplatte das Gefühl, man sei selbst ein Kind in dieser Kita. Aber auch bei den anderen Visualisierungen wird durch die Auswahl des Bildausschnitts der Eindruck evoziert, als blicke man aus Kinderaugen in den Raum.

„Interior with a man reading at his desk“

Ein dunkles Büro im Kerzenschein, ein aufgeschlagenes Buch auf dem Schreibtisch, ein kürzlich verlassener Stuhl. Die Visualisierungen von Simon Andri Fischer von der Bauhaus-Universität Weimar sind eine Rekonstruktion und eine Interpretation des Gemäldes „Interior with a man reading at his desk“ von A. L. Leroy aus dem Jahr 1827. Durch die Anordnung der Möbel und die brennende Kerze entsteht der Eindruck, als haben die beiden Figuren, die im Original zu sehen sind, erst kürzlich den Raum verlassen. Die Lichtsituation und die leichte Unordnung vermitteln ein Gefühl von Intimität. Dieses Gefühl wird in der Interpretation verstärkt. Durch eine Enfilade schaut man hier in das zuvor gezeigte Arbeitszimmer. Das Herauszoomen und die Ergänzung weiterer räumlicher Ebenen erzeugen ein fast schon voyeuristisches Gefühl. Die Türrahmen verdecken große Teile des Büros. Lediglich der vom Tisch abgerückte Schreibtischstuhl und ein Stück Vorhang geben Auskunft darüber, dass es sich dabei um denselben Raum handelt. 

Wie es weiter geht

Die drei Gewinner*innen-Projekte werden im nächsten Schritt von baunetz CAMPUS kontaktiert und mit Enscape-Lizenzen von CHAOS prämiert.

Das nächste Mal auch dabei sein? Ob Texte, Modelle oder Fotos – Wir werden weiterhin Calls ausschreiben. Ziel dieser Ausschreibungen ist es, eure Ideen, Entwürfe und Stimmen sichtbar zu machen und baunetz CAMPUS dadurch aktiv mitzugestalten. Meldet euch für unseren Newsletter an und abonniert unseren Instagram-Kanal. Auf diesen Wegen erfahrt ihr von unseren zukünftigen Calls.