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März / April 2020

Universität Stuttgart

Weiterbauen von Bauernhöfen

Handwerkliches Gründerzentrum für Oberallgäu

von Martina Buchs

Hochschule:

Universität Stuttgart

Abschluss:

Master

Präsentation:

24.04.2019

Lehrstuhl:

Institut für Baustofflehre, Bauphysik, Gebäudetechnologie und Entwerfen

Rubrik:

Bauen im Bestand

Software:

Vectorworks, Rhino3D

Bayern hat heute noch rund 30000 landwirtschaftliche Betriebe und die Zahl hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren halbiert. Das Höfe-Sterben ist eine kontinuierliche Entwicklung.
 
Doch weite Teile der Allgäuer Landschaft sind geprägt durch kleinen Weiler und Einzelhöfe. Sie sind in ihrer Bauweise, Ausrichtung und Materialität identitätsstiftend für die Region.
Der Allgäuer Bauernhof ist Teil eines grossen Ganzen - die Einbindung in die Landschaft, die Einfachheit, die Funktionalität des Gebäudes.
 
Der Hof an sich war schon immer ein Gebäude, wo gemeinschaftlich gelebt und produziert wurde, sozusagen ein Hybrid. Daher stellt sich die zentrale Frage, wie könnte eine mögliche Weiternutzung im Sinne der Gemeinschaft, Nachhaltigkeit und Produktivität aussehen, die Rücksicht auf bestehende Strukturen nimmt und trotzdem Raum für Innovation lässt?
 
Anhand eines besonderes Bauernhaus, der denkmalgeschützte Stiftsbleiche in Kempten (Allgäu), versteht sich der Entwurf als beispielhaftes Szenario für eine Weiternutzung eines ehemaligen Bauernhofes. Früher genutzt als Bleiche, wurde sie später umgebaut zu einem Bauernhaus mit landwirtschaftlichem Betrieb.
 
Gemeinschaft statt Privatheit
 
Die Zielsetzung war es eine neue Nutzung in einem alten Gebäude abzubilden. Im Zuge der Stärkung des ländlichen Raumes sollte auch der wirtschaftliche Aspekt der Produktion und ortsansässiges Handwerk unter einem Dach zusammengebracht werden. So entstand die Idee eines neuen Gründerzentrums für handwerkliche Berufe im Allgäu. Gemeinschaftliches Nutzen von Räumen und Maschinen innerhalb einer befristeten Mietzeit als Starthilfe für junge Handwerker.
 
Das ehemalige Bauernhaus und die Scheune bleiben in ihrer Struktur erhalten, werden aber zu einem Ganzen miteinander verbunden. Trotzdem bleiben die alten Strukturen ablesbar und werden durch neue architektonische Elemente ergänzt.
 
Ein neues Treppenhaus bindet die beiden Körper von Bauernhaus und Scheune zusammen und vermittelt auf den unterschiedlichen Höhen. So lässt sich ein zusammenhängender Werkstattraum im Untergeschoss entwickeln.
Da die Scheune als großzügiger Raum weiterhin wahrgenommen werden soll, erfolgt eine Trennung der Arbeits- und öffentlichen Räume durch eine transparente Regalkonstruktion. Im Bauernhaus werden das Ober- und Dachgeschoss zu einem Raum zusammengefasst, um ein gemeinschaftliches/temporäres Wohnen zu ermöglichen. Der neue Werkhof soll den Freiraum wie in bäuerlichen Zeiten auch im Außenraum beleben.
Zur Belichtung der Scheune erstreckt sich ein großes Oberlicht über die ganze Länge des Daches, das die ortstypischen Fassaden nicht stört, aber für ausreichend Tageslicht und eine angenehme Raumatmosphäre sorgt.
 
Bei der Gestaltung der Fassaden ist der Erhalt der früheren Materialiät wichtig gewesen, trotzdem sollte ein gewisse Offenheit und Transparenz ablesbar sein. Durch das Spiel von offener und geschlossener Holzlattung, kann zusätzliches Licht über die Fassaden in den Raum geholt werden.