Platz 5
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Juli / August 2018

Technische Universität München

Lampedusa

architektonische Intervention am Tor Europas

von Matteo Pelagatti

Hochschule:

Technische Universität München

Abschluss:

Master

Präsentation:

05.04.2018

Lehrstuhl:

Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren, Prof. Nagler

Rubrik:

Bildungsbauten

Software:

AutoCAD, Adobe, Rhino, Word

Lampedusa, mittlerweile Symbol und Schlagwort für die aktuelle Migrationskrise geworden, bleibt für die Meisten ein abstraktes Konzept und kann nur mit dem Bild eines Flüchtlingsbootes assoziiert werden. Was versteckt sich aber hinter dem Namen Lampedusa? Gibt es dort Spielraum für eine wirksame architektonische Intervention?
 
Die umfangreiche Recherchearbeit zeigt, dass das zyklische Auftreten großmaßstäblichen Geschehnisse, wie zum Beispiel die Flüchtlingskrise, nicht allein ausschlaggebend für den Charakter der Insel ist. Die dauerhafte Besiedelung durch den Menschen hingegen stellte ein wesentlich einflussreicheres Ereignis da. Das fragile ökologische Gleichgewicht welches lebenswichtig für solch einen isolierten Landstreifen ist wird seitdem stark bedroht.
 
Der, seit dem Massentourismus, am Randgebiet der Dorfzentrums entstandene zersiedelte Charakter, weist viele ungelöste Stellen auf. Als logische Konsequenz der Analyse wird somit einen dieser „Unorte" als Standort für die geplante Intervention vorgeschlagen. Das Maß des Eingriffes, für das vorgesehene Pilotprojekt, wird bewusst auf zwei neue Strukturen reduziert. Diese orientieren sich an der bereits existierenden Achse der Bestandshäuser und klammern sich entlang dieser zu einen öffentlichem Hof.
 
Dieser wird als Ort des Austausch und der Bildung gesehen. Die Realisierung einer Hotelfachschule und einer Landwirtschaftsschule zielt durch das spezifische Angebot von Knowhow, auf ein bewussteres Verständnis für die Prozesse des eigenen Landes ab. Dieses Verständnis soll auf Dauer nachhaltigere Ergebnisse erzielen als vorgefertigter Lösungsansätze anbieten können. Der architektonische Vorschlag versteht sich somit als eine, in einem bereits existierendem Organismus, sorgfältig implantierte Keimzelle.
 
Die neue Struktur wird durch das strategische Aufgreifen und Umformulieren lokaler Elemente, wie Portikus und Trockensteinmauern, von dem bestehenden System selbstverständlich aufgenommen. Die klare Raumorganisation der zwei Gebäude ergibt sich aus dem Wunsch, die Struktur umnutzbar und adaptierbar zu halten. Beide Gebäude entwicklen sich somit schichtweise um den gemeinsamen Hof zu einer immer privater werdender Abstufung der Räumlichkeiten.
 
Die zwei Häuser passen sich der lokalen Bauweise an und ermöglichen somit die Wiederverwendung von brachliegenden Baumaterial, der vielen Ruinen auf der Insel. Konstruktiv werden die Häuser im Äußeren durch massive Mauerwerkswände getragen, die im Inneren durch einen Stahlbetonskelett ausgesteift werden.
 
Der starke Bezug zum Außenraum wird durch die zusammenklappbaren Holzläden betont, die wie eine Ausdehnung der Überdachung wirken und somit die Schattenzonen um das Haus maximieren. Das tragende Stahlbetonskelett ermöglicht außerdem die Gestaltung von frei bespielbare Wände mit Nischen, die diese Räume aktiv beleben. Die Fassaden finden ihren charaktervollen Ausdruck durch prägnante Aussenkonturen, die die Innenräumlichkeiten nach außen abbilden.