Platz 12
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Juli / August 2018

Bauhaus-Universität Weimar

Generationenhaus Ilversgehofen

sozial, selbstbestimmt und bezahlbar

von Dana Schreiber

Hochschule:

Bauhaus-Universität Weimar

Abschluss:

Master

Lehrstuhl:

Bauformenlehre

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

ArchiCAD, Adobe Creative Suite

Nirgendwo auf der Welt ist der Altersdurchschnitt so hoch wie in Mitteleuropa. Eine zunehmende Lebenserwartung bei gleichzeitigem Geburtenrückgang führt zur drastischen Verschiebung der Altersstruktur, wodurch in vielzähligen Bereichen des Alltags nach neuen Strategien und Antworten verlangt wird. Auch der Wohnungsbau muss mit intelligenten Lösungen reagieren. Wohneinrichtungen wie Mehrgenerationenhäuser bieten alten Menschen ein soziales Umfeld, welches ihre gesellschaftliche Integration fördert. Gleichzeitig ermöglichen sie es den Senioren, länger in den eigenen vier Wänden zu bleiben, um dort ein möglichst selbst bestimmtes Leben zu führen. Doch das integrierte Wohnen bleibt nicht auf die Eingliederung alter Menschen beschränkt. Auch andere gesellschaftliche Veränderungen verlangen nach neuen Wohnkonzepten. So löst sich der traditionelle Familienverband zusehends auf, die klassische Kleinfamilie wird als Haushaltsgemeinschaft immer häufiger von Singles, kinderlosen  Paaren oder Alleinerziehenden abgelöst. Gleichzeitig gilt es, Migranten oder Menschen mit Behinderungen zu integrieren.
 
Das Leben in einem Generationenhaus bedeutet das Zusammenleben unterschiedlichster Menschen unter einem Dach und setzt verschiedene Wohntypen im gleichen Haus voraus, die ein sozialrelevantes Angebot auf dem Wohnungsmarkt schaffen. Ilversgehofen ist Teil der Stadt Erfurt, welche heute rund 210.000 Einwohner zählt. Der insgesamt hohe Sanierungsgrad der Altbaureserven und die Bedeutung Erfurts als Landeshauptstadt wirken sich jedoch nicht nur auf das Image der Stadt, sondern auch auf die Mietpreise aus. Allein in den letzten fünf Jahren sind die Mieten in Erfurt um rund 10% gestiegen. Das Generationenhaus Ilversgehofen hat den Anspruch, die individuelle Mietbelastung durch suffiziente Wohnungsquerschnitte zu reduzieren und gleichzeitig eine erhöhte Lebensqualität durch die vielfältigen Gemeinschaftsanlagen zu ermöglichen. Der Entwurf möchte ein Beispiel dafür liefern, wie sich das spannungsvolle Wechselspiel zwischen Individualität und Gemeinschaft architektonisch ausdrücken  lässt.
 
Ziel des Projektes ist die gegenseitige, generationsübergreifende Ergänzung und Unterstützung. Maßgeblich hierfür ist die schlüssige Verteilung der Funktionen im Gebäude, welche gegenseitige Beeinträchtigungen vermeidet und sinnstiftende Synergien erzeugt. Um eine ruhige Wohnatmosphäre zu gewährleisten sind die Wohnungen entlang der wenig befahrenen Stollbergstraße orientiert, während eine Bibliothek und ein Bewohnercafé die öffentliche Adresse an der Magdeburger Allee ausbilden. Der Haupteingang ist die Schnittstelle von öffentlicher Funktion und gemeinschaftlicher Erschließungsfläche im Gebäude. Diese ist als großzügiger Laubengang ausgebildet, der nicht nur die direkten Nachbarschaften im Gebäude stärkt, sondern den Bewohnern auch als ausgelagertes „Wohnzimmer im Grünen“ dient. Kurzum wirbt das Generationenhaus für sich mit den Argumenten "sozial, selbstbestimmt und bezahlbar".