Von Hand geschrieben: Das Projekt „letters to a young architect“

Welchen Rat würde man dem jüngeren Ich mit auf den Weg geben? Im Rahmen des Projekts „letters to a young architect“ fordern Caroline Steffen und Emily Paefgen von Architektur Kollektiv Personen aus Architektur, Design und Stadtplanung auf, Briefe an Studierende und Berufseinsteiger*innen zu verfassen.

„P. S.: ‚It has always been this way‘ is not a valid argument.“ – Aufmunternd und teils sehr emotional sind die Briefe, die im Rahmen des Projekts „letters to a young architect“ zusammen gekommen sind. Neben Ratschlägen und motivierenden Worten finden sich in den Briefen persönliche Erfahrungsberichte ihrer Verfasser*innen. Hinter dem Projekt stehen Caroline Steffen und Emily Paefgen, die gemeinsam die Plattform Architektur Kollektiv betreiben. Dort veröffentlichen sie unter anderem Interviews mit interessanten Akteur*innen und Tipps zu branchenspezifischen Büchern, Filmen, Podcasts und Veranstaltungen. Das Projekt „letters to a young architect“ ist das erste des noch jungen Kollektivs.


Die Licht- und Schattenseiten des Berufs

Ob in kursiven Lettern und eng aneinander gereihten Zeilen, in Versalien, dick unterstrichen oder mit kleinen Zeichnungen und Pfeilen versehen: Die handgeschriebenen Briefe verraten mehr als bloß ihren Inhalt. Hinter den Erfahrungsberichten, Ratschlägen und aufmunternden Worten stecken tiefschürfende Emotionen, Frust, aber auch Hoffnung. Ein gemeinsamer Nenner scheint die ambivalente Beziehung zu sein, die die Verfasser*innen der Briefe zu ihrem Beruf pflegen. Einerseits werden Liebeserklärungen an die Profession zu Papier gebracht, andererseits schildern einige Autor*innen die destruktiven Strukturen, die der Job mit sich bringen kann. Außerdem wird in den Schriftstücken deutlich, dass sich in der Praxis etwas ändern muss. Angehende Architekturschaffende werden dazu aufgefordert, ihrer Intuition und ihrer Stimme zu vertrauen und das Etablierte stets zu hinterfragen.

„We should trust in the importance of our voice. Because we will not be able to keep up with necessary changes, if we do not voice our different needs regarding spacial and social structures.“ Luisa Kappen

Egal ob Brief, Postkarte oder kurze Notiz – Wer an dem Projekt teilnehmen möchte, ist eingeladen einen Text per E-Mail an das Architektur Kollektiv zu senden. Es kann sich dabei um persönliche Erfahrungsberichte, konkrete Ratschläge oder einfach nur ein paar aufmunternde Worte handeln. Erklärtes Ziel des Projekts ist es, den Zusammenhalt innerhalb der Branche zu stärken und junge Leute zu motivieren, anstatt zu entmutigen. Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass der Brief handschriftlich geschrieben und auf Englisch verfasst wird. Die Einreichung kann auch anonym erfolgen und wird auf der Website des Kollektivs veröffentlicht.

„The "culture" relies on us being too exhausted to think. It is built on glorifying pressure and unslept nights, on projects too big and too fast to control or to question... To question whether we should, just because we can.“ Monica Tusinean

Über Architektur Kollektiv

Caroline Steffen hat die Plattform im September 2022 gegründet und betreibt sie seit Anfang 2023 gemeinsam mit Emily Paefgen. Beide haben Architektur studiert und möchten auf ihrer Website spannende, unkonventionelle und interdisziplinäre Projekte junger Absolvent*innen und Berufseinsteiger*innen zeigen. Dabei interessieren sie die Personen genauso wie ihre Projekte. Der Fokus liegt dabei unter anderem auf den Themen Arbeitskultur, Nachhaltigkeit und Umgang mit Vorhandenem. Neben Interviews publizieren die beiden Buch-, Podcast- und Filmempfehlungen und weisen auf interessante Veranstaltungen hin. Außerdem initiieren sie eigene Projekte wie „letters to a young architect“.

„At the end, I want to say that I have a love-hate relationship with my profession. I love it so much that I sometimes slip into a self-destructive mode because of it.“ Maya Petrevska