Mit Sonne, Wasser, Luft und Erde entwerfen: Das Studio „Ästhetik der Technik“

Gebäudetechnik als Ausgangspunkt: Im Rahmen eines Studios der Tenure-Track-Professur von Jun. Prof. Christina Köchling haben Studierende Auswirkungen von Low-Tech-Systemen auf die Raumqualität untersucht und die Ergebnisse in Modell, Fotografie und Film übersetzt.

Kann ein Low-Tech-Konzept der Ursprung einer Gebäude-Idee sein? Und lässt sich über einen Sonnenschutz oder eine Wasserleitung eine Verbindung zwischen Mensch und Natur herstellen? Im Entwurfs-Studio „Ästhetik der Technik“ hat Jun. Prof. Christina Köchling mit ihren Studierenden an der Bauhaus-Universität Weimar untersucht, wie Wasser, Luft, Sonnenlicht und Erde die Gestaltung der Haustechnik und schließlich die Qualität eines Raumes beeinflussen. In enger Zusammenarbeit mit Klimaingenieur Christian Frenzel von Transsolar sollten sich die Teilnehmenden auf ein spezifisches Energiethema konzentrieren. Dabei sollten sie die räumlichen Details, die sich aus der Interaktion mit den natürlichen Elementen ergeben, herausarbeiten. Dazu haben die Studierenden die atmosphärischen Auswirkungen von Low-Tech-Referenzen und ihres eigenen Entwurfs im Plan, im Modell und im Film untersucht. Das Seminar bildet den Start der Tenure-Track-Professur von Köchling. In den Folgesemestern möchte sie sich diesem Thema aus verschiedenen Perspektiven der technischen Auseinandersetzung im Entwurf annehmen.

Modellfilm "Textile Klimazonen" von Andra Quante, Emily Raltchouk, Haidy Mousa

Lernen von Low-Tech-Referenzen

Um ein tiefgreifendes Verständnis für bestehende Low-Tech-Strukturen zu entwickeln, haben die Lehrenden verschiedene „Survey-Projekte“ vorgeschlagen, die in die Kategorien der vier Elemente unterteilt wurden. Beispielsweise wählten sie die verglasten Schichten im Dachgarten des IBZ Berlin für die Kategorie Luft oder die flexiblen Wasserschächte in Frei Ottos Ökohäusern für das Element Wasser. Die Studierenden haben ihre ausgewählten Projekte im Maßstab 1:10 als Modelle gebaut, wobei sie sich auf einen Aspekt rund um Energie fokussierten. Spezifische räumliche Details und die Materialauswahl wurden besonders betont. Die Teilnehmenden haben schließlich eine Momentaufnahme ihres Modells durch Fotos und Filme festgehalten, die Aspekte wie Beschattung, Regenschutz, Begrünung, Kühlung durch Bewegung oder Akustik thematisierten.

Zwischen Stall und Brandwand mitten in Neukölln

Als Standort für ihre Entwürfe wählten die Lehrenden drei Grundstücke um den Richardplatz in Berlin-Neukölln aus. Das Areal hat der Kurs im Rahmen einer Exkursion besucht. Die Umgebung ist von einer vielfältigen, noch Spuren alter landwirtschaftlicher Strukturen aufweisenden Bebauung geprägt. In dieser Mischung aus Gebäuden sind Scheunen und Stallungen zu finden, aber auch hohe, unbebaute Brandwände. Diese heterogenen Strukturen und Lücken bieten die Möglichkeit zur Verdichtung und zur Entwicklung neuer Wohnkonzepte, die sich – mitten in der Großstadt – stark auf den Freiraum ausrichten können.

Räume über Wärmezonen und Wasserleitungen entwickeln

Auf Grundlage der Erkenntnisse aus den „Survey-Projekten“, der Exkursion, städtebaulicher Strategien und ihrer eigenen sozialen Ideen, sollten die Studierenden innovative Wohnkonzepte unter Berücksichtigung der Lage, der Himmelsrichtung, des Baumbestandes und der Nutzung entwickeln. Ein Beispiel ist das Projekt „Trombewand“, in dem eine detaillierte Licht- und Schattenstudie durchgeführt wurde, aus der eine südlich ausgerichtete Glasfassade resultierte. Das Projekt „Kalte Höfe / Warme Höfe“ adaptiert Raumkonzepte, die eine passive Kühlung ermöglichen, während „Textile Klimazonen“ ein Konzept für die Wärmespeicherung durch materialbasierte Abgrenzungen in Wärmezonen vorschlägt. „Warmes Zentrum“ basiert auf der Idee eines Wohnkonzepts mit direktem Zugang zum grünen Außenraum und einer zentral im Grundriss positionierten Wärmequelle. Eine weitere Arbeit geht konkret auf eine langfristig gedachte Haustechnik und deren Rück- und Umbaubarkeit ein: Um „Schächte und flexible Anschlüsse“ dreht sich alles im Entwurf eines Ausbauhauses. Vorgegebene Schächte und Wandanschlüsse erlauben je nach Nutzung eine nachträgliche Anpassung von Wasserleitungen oder Elektroanschlüssen.