Mit den Bäumen fängt es an: Die Protestaktion von initiative.umbau

50 Jahre alter Baumbestand gegen temporäre Parkflächen – diesen Tausch sieht die erste Baumaßnahme auf dem Campus der TH Köln vor. Klingt das zeitgemäß? Dagegen protestieren Studierende und starten die Debatte um das umstrittene Großprojekt.

Der Campus Deutz der Technischen Hochschule Köln wird modernisiert. Neubauten ersetzen dabei den Großteil der bestehenden Gebäude, wobei im ersten Bauabschnitt eine große Grünfläche betroffen ist. Studentische Vertreter*innen der initiative.umbau fordern mit koordinierten Protesten eine kritische Prüfung der Baumaßnahme und hinterfragen zugleich das Neubauprojekt. Der Kontext bleibt, wie so oft, komplex.

Zu den Hintergründen

In den späten 1970er Jahren entstand Kölns einziger Hochschulstandort: der Campus Deutz. Eines der markantesten Gebäude und strukturierendes Element auf dem Gelände ist das Ingenieurwissenschaftliche Zentrum (IWZ). Als Reaktion auf den rapiden Anstieg der Studierendenzahlen beschloss das Land Nordrhein-Westfalen 2011, den Campus zu erweitern und stufenweise neu zu entwickeln. Weiterbauen, könne man meinen, aber, der Bebauungsplan sieht lediglich den Erhalt der Fakultätsgebäude Architektur, Bauingenieurwesen und Umwelttechnik sowie der Bibliothek vor. Alle anderen Gebäude, darunter auch das IWZ, müssen an gleicher Stelle Neubauten weichen: neue Gebäudekubatur, aktuelle technische Standards, bessere städtebauliche Anbindung. 

Mit diesem Prestigeprojekt, einem der größten Hochschulbauvorhaben in Nordrhein-Westfalen, will die TH Köln den Campus zukunftsfähig machen und zur Stadtentwicklung und zum Klimaschutz beitragen. Dieses ambitionierte Ziel erläutert die Hochschule auf der Website detailliert und differenziert. Doch nicht alle sind von den Argumenten überzeugt.

Studentische Initiative erhebt Stimme

Fast forward zu Januar 2025: 45 Bäume sollen gefällt und eine der größten Grünflächen auf dem Campus für 150 temporäre Parkplätze versiegelt werden. Die genauen Zahlen sind irrelevant, denn es geht um mehr als einen arithmetisch quantifizierbaren Tausch. Diese Aktion markiert den Auftakt eines Großprojekts, das die Kölner Architekturszene kritisch beäugt. Seit Dezember äußern Studierende ihren Unmut mit einer Reihe gut organisierter Proteste.

Am 17. Dezember 2024 demonstrierten etwa 100 Student*innen verschiedener Fakultäten mit aufklärenden Bannern und Plakaten gegen die imminenten Abrissarbeiten. Symbolisch ummantelte Bäume und mit Sprühkreide markierte Parkplätze verdeutlichten das Ausmaß der Intervention. Statt eines Bergfests riefen die Studierenden am 13. Januar 2025 zum „Hügeltest“ auf - einer weiteren Protestaktion. 

Die Organisator*innen kombinierten die Aktionen vor Ort mit Pressemitteilungen, Interviews in lokalen Medien, Fachartikeln und einem offenen Brief an das Hochschulpräsidium. Daraufhin zeigte sich die TH Köln bereit, über Alternativen der Campusentwicklung mit den Studierenden und Vertreter*innen der Architekturfakultät zu diskutieren, berichtete uns die initiative.umbau. Ein erster wichtiger Schritt in Richtung eines konstruktiven Umdenkens.

Agent*innen für Umbau und Erhalt

Solide Argumente gegen den geplanten Abriss und eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Projekthistorie lassen sich auf der Website von initiative.umbau finden. Dahinter steckt eine stetig wachsende Gruppe Kölner Kulturagent*innen. Zu den Initiator*innen zählen Studierende, Lehrende und Architekt*innen. Die Initiative vertritt die baukulturellen Werte und Interessen der Region Köln: Sie weist auf gefährdete Bauten hin, stellt Forderungen und belebt die Debatte um deren Erhalt. Ein fachlich überzeugendes Team, das auch die Zukunft des Campus Deutz lautstark und fundiert mitverhandeln will.