Laboratorio Multifuncional: Flexibler Forschungspavillon in Ecuador

Ein umweltwissenschaftliches Labor, um die Wasserqualität in Ecuador zu verbessern: Dafür baute ein internationales Studierendenteam einen prototypischen Pavillon.

Seit 2022 arbeiten über 120 Studierende von fünf Universitäten an einem prototypischen Pavillon, der die Wasserqualität in Ecuador verbessern soll. Das Fachgebiet Gebäudekunde und Entwerfen (FGVANR) der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) koordinierte das Projekt gemeinsam mit Lehrstühlen der Hochschule Wismar (HS Wismar), der Pontificia Universidad Católica del Ecuador, Quito (PUCE Quito), Pontificia Universidad Católica del Ecuador, Ibarra (PUCE Ibarra) sowie der Pontificia Universidad Católica de Chile (UC). Über 16 Monate hinweg planten, entwarfen und bauten sie den Pavillon. Nach intensiver Zusammenarbeit mit lokalen Partner*innen setzten die Studierenden die Forschungseinrichtung 2024 an einem Wassergrundstück nahe Ibarra um.

Labor an der Lagune

Das Lehrteam initiierte das akademische Projekt im Rahmen eines Förderprogramms der PUCE. Die Aufgabe bestand darin, einen umweltwissenschaftlichen Pavillon für Forschende, Studierende und Schüler*innen zu planen und zu bauen. Dieser Bildungspavillon sollte als Modell dienen, das an anderen Orten mit ähnlichen Bedürfnissen nachgebaut und erweitert werden kann.

Für die Umsetzung brauchte jedoch der Prototyp ein Grundstück: Dieses liegt an einer verschmutzten Lagune, die durch frühere industrielle Aktivitäten, insbesondere während der US-Militärbesetzung, unzugänglich wurde. Ein Verein und die Universität kooperieren, um die Lagune wieder zugänglich und touristisch nutzbar zu machen. Die zentrale Lage ermöglicht schnellen Zugang zu wichtigen Einrichtungen der Universität, die nur wenige Gehminuten entfernt ist. Dies fördert die Zusammenarbeit zwischen der Forschungsstation und der Universität, etwa bei der Analyse von Wasserproben.

Internationaler und kollektiver Entwurfsprozess

Wie planen fünf internationale Universitäten und 120 Studierende gemeinsam? Die Lehrenden entwickelten einen dynamischen Prozess mit mehreren Auswahlphasen. Der Entwurf erfolgte aus der Ferne über interaktive Plattformen in vier Schritten: erste Sondierung mit Vorschlägen jeder Universität, Weiterentwicklung durch gemischte Teams, Auswahl der besten Vorschläge und Erstellung eines gemeinsamen Entwurfs. So entstand ein Konglomerat aus Projektelementen, da jeder neue Beitrag bestehende Ideen aufgriff und integrierte (siehe Bildergalerie, Grafik 19 & 20).

Eine große Herausforderung für alle Beteiligten, mit langer Entwicklungszeit. Der gemeinschaftliche Prozess bot laut den Lehrenden jedoch einen hohen Mehrwert: Verschiedene Visionen und Kriterien erforderten einen offenen Ansatz für das Lernen und Lehren sowie ständiges Überprüfen von Alternativen.

Flexible Konstruktion aus lokalem Holz & Lehm

Der endgültige Entwurf des Pavillons ist flexibel und anpassungsfähig. Er umfasst eine Haupthalle mit Serviceeinrichtungen wie Sanitärräumen, Küchen und Forschungsstationen – allesamt in einfachen, kostengünstigen Boxen untergebracht. Zusätzlich integriert der Pavillon „Plugins“ wie einen Aussichtsturm, auf dem Solarelemente oder eine Wetterstation installiert werden können.

Die Verwendung lokaler Bautechniken und Materialien war vorausgesetzt. Die tragenden Elemente des Pavillons bestehen aus regionalem Holz, vor Ort getrockneten Lehm-Blöcken und Stampflehm. 

Die letzte Bauphase setzte eine intensive Koordinierung von etwa 60 Studierenden und Lehrkräften der fünf Universitäten vor Ort voraus. Das flexible Pavillonkonzept bewährte sich bereits auf der Baustelle: Zahlreiche Anpassungen waren notwendig, etwa bei den Stützdimensionen, da kurzfristig nicht alle geplanten Balken verfügbar waren. Auch die lokale Bevölkerung half maßgeblich dabei, solche Situationen zu bewältigen.

Ein weltweiter Prototyp

Nach Fertigstellung des Pavillons führten die Lehrenden mit den Studierenden in Ecuador weitere Recherche-, Analyse- und Entwurfsarbeiten durch. Sie untersuchten die Übertragbarkeit der Projektparameter auf andere NGOs, Kontinente und Orte. Dabei entstanden neun neue Pavillon-Projektansätze, die teils ähnliche, teils unterschiedliche Gestaltungen aufwiesen, aber alle auf denselben Grundlagen basieren.