„Gute Orte“: Altenheime nach außen öffnen

Unter der Leitung der beiden Gastdozentinnen Victoria Schweyer und Jana Wunderlich gingen Studierende im Rahmen des Entwurfsstudios „Gute Orte“ der Frage nach, wie in Altenheimen Orte des Austausches und der Begegnung entstehen können. Zwei Semester lang entwickelten sie eine altersgerechte Kommunikationsarchitektur für das Altenheim „Maria Eich“ in Krailling. Einblicke in ihre Arbeit und Ergebnisse gibt die kürzlich erschienene Publikation „Gute Orte. Kommunikationsarchitektur im Aufbau“.

Wie können in Altenheimen neue Kommunikationsorte entstehen, die dem Austausch zwischen den Generationen Raum geben? Mit dieser und anderen Themen beschäftigten sich die Masterstudierenden, die an dem Projekt „Gute Orte“ am Lehrstuhl „Entwerfen und Gestalten“ von Prof. Dipl.-Ing. Uta Graff an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität München mitgearbeitet haben. Unter der Leitung der beiden Gastdozentinnen Victoria Schweyer und Jana Wunderlich entwickelten sie im Wintersemester 2020/21 zunächst ein Konzept für eine altersgerechte Kommunikationsarchitektur, die dann im Sommersemester 2021 im Garten des Caritas Altenheims „Maria Eich“ in Krailling geplant und realisiert wurde. Die 70-seitige Publikation „Gute Orte. Kommunikationsarchitektur im Aufbau“, Ende Mai 2022 erschienen, gibt mit zahlreichen Plänen und Fotografien Einblicke in den Planungsprozess und die Arbeit der Studierenden.

Vom ersten Gespräch zur Umsetzung

Zur Vorbereitung des Projekts sind die Studierenden in Dialog mit 150 in Altenheimen wohnenden Menschen und mit Senior*innen aus dem privaten Umfeld getreten und befragten sie nach Orten, die ihnen besonders positiv in Erinnerung geblieben sind. Die Antworten, die die Studierenden erhielten, bildeten den Ausgangspunkt für das Realisierungsprojekt. Anschließend galt es, die Herausforderung zu meistern, die wesentlichen Elemente aus den Geschichten in eine architektonische Form zu übersetzen.

Um einen bestehenden Felsenbirnenstrauch im nördlichen Garten des Caritas Altenheims „Maria Eich“ in Krailling herum konzipierte das Team eine neue Platzgestaltung. Eines der Hauptelemente des neuen Platzes ist ein Brunnen, dessen Schalung in der „1:1 Design Factory“ im Kreativquartier in München vorfabriziert und der dann vor Ort mit gelb eingefärbtem Beton gegossen wurde. Betrieben wird der Brunnen mithilfe einer Solarpumpe. Das zweite wesentliche Element ist eine sichelförmige, auf acht Stützen ruhende Dachkonstruktion aus Holz, die vor Regen und Sonne schützt. Entstanden ist so ein begrünter, überdachter Außenraum am Wasser, der zum Verweilen und zum Plaudern einlädt.

„pflücken“

Geleitet von einem Interesse für die Bedürfnisse von alten Menschen und für das Thema lebenswertes Wohnen im Alter, haben die beiden Dozentinnen und Architektinnen Victoria Schweyer und Jana Wunderlich 2018 das Projekt „pflücken“ ins Leben gerufen. Erklärtes Ziel des Projekts ist die Förderung eines langfristigen, generationsübergreifenden Austausches. Außerdem möchten sie die Aufenthaltsqualität in Altenheimen und somit auch das Wohlbefinden ihrer Bewohner*innen verbessern.

Um diese Ziele zu erreichen, haben die Architektinnen ein Workshopformat entwickelt, das die Bewohner*innen von Altenheimen mithilfe partizipativer Methoden in die Gestaltung ihrer Wohnumgebung einbindet. Wie auch in dem Entwurfsstudio gehen sie dabei zunächst in Gesprächen der Frage nach, welche Orte mit einer besonders positiven Erinnerung assoziiert werden. Die Antworten fließen anschließend in den Entwurfsprozess ein. Auf diese weise sind unterschiedliche Begegnungsorte, wie Duft- und Fühlgärten, Kommunikationsarchitekturen und -objekte entstanden.

Beteiligte:

  • Herausgeberinnen des Buches: Victoria Schweyer und Jana Wunderlich
  • Autor*innen: „Gute Orte“-Team sowie Victoria Schweyer und Jana Wunderlich
  • Teilnehmende Studierende des Entwurfs- und Realisierungsprojekts: Mohadeseh Alidoost, David Fink, Julia Gralka, Eva-Maria Hainzlmeier, Victor Holz, Emily Hug, Li Jiang, Antonia Krabusch, Leonie Kümpers, Valentina Labonte, Luis Naber, Assunta Pacher-Theinburg, Jennifer Pietsch, Desirée Schäfer, Johann-Tariq Schlingensiepen, Viktor Späth, Svetlana Usmanova, Philip Wörle, Stephan Zott, Johannes Zwack
  • Unterstützung: Das Projekt wurde ermöglicht und finanziert von der Caritas, verschiedenen Stiftungen, Sponsor*innen, Bewohner*innen, Studierenden und deren Familien.