„circularWOOD“: Kreislaufwirtschaft im Holzbau

Wie kann eine Transformation des modernen Holzbaus hin zur Kreislaufwirtschaft gelingen? Dies untersuchten Forscher*innen der Technischen Universität München und der Hochschule Luzern im Projekt „circularWOOD“.

Lediglich 8,6 Prozent der global entnommenen Primärrohstoffe werden laut „Circularity Gap Report“ jährlich recycelt. Dieser Anteil erscheint erschreckend gering, wenn man etwa die angestrebten Klimaziele bedenkt. Der nachwachsende Rohstoff Holz gilt als regelrechter CO₂-Speicher – allerdings nur, wenn er möglichst lange im Materialkreislauf gehalten werden kann. In Deutschland wird derzeit jedoch bloß ein Drittel des Altholzaufkommens stofflich in Spanplatten verwendet. Der Anteil, der direkt in die thermische Verwertung fließt, liegt bei 50 Prozent. Woran liegt das, und wie kann man das ändern? Unter der Leitung von Dr. Sandra Schuster und Dr. Sonja Geier hat sich ein Forschungsteam mit dem Projekt „circularWOOD“ das Ziel gesetzt, einen Beitrag zur Skalierbarkeit der Kreislauffähigkeit von Holzbauten in Deutschland zu leisten. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Zusammenarbeit der Technischen Universität München (TU München) und der Hochschule Luzern (HSLU).


Gebäudebestand als Rohstoffquelle

Um die Emissionen und den Ressourcenverbrauch im Bausektor zu reduzieren, sind unter anderem der Einsatz erneuerbarer Rohstoffe und ein möglichst langer Verbleib dieser Materialien im Stoffkreislauf notwendig. Kreislauffähiger Holzbau kann eine mögliche Lösung sein, denn der Rohstoff kann ohne aufwändige Wiederaufbereitungsprozesse mehrfach wiederverwendet werden. Durch den Einsatz von Gebrauchtholz lassen sich zum einen Primärrohstoffe einsparen. Außerdem verlängert die stoffliche Wiederverwendung die Kohlenstoffspeicherung. Bei einer thermischen Verwertung würde das einst gespeicherte CO₂ wieder abgegeben werden.

Aus Forschung und Praxis lernen

Das Team hinter „circularWOOD“ identifizierte zwei wesentliche Forschungslücken, die einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft im Holzbau im Wege stehen. Zum einen fehle eine Übersicht zu relevanten Erkenntnissen aus der Forschung. Welche Prinzipien der Kreislaufwirtschaft können auf das Bauen mit Holz übertragen werden? Zum anderen mangele es an einer Aufstellung bereits vorhandener Referenzprojekte. Aus solchen Pilotprojekten lassen sich wertvolle Erfahrungen aleiten, denn die Verantwortlichen müssen holzbauspezifische Herausforderungen in einem System meistern, das nicht auf kreislauffähigen Holzbau ausgerichtet ist. Dazu zählen neben technisch-konstruktiven Aspekten auch Dokumentation, Qualitätssicherung und Logistik.

Handlungsempfehlungen für die Baubranche

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts können in einem rund 150-seitigen Bericht nachgelesen werden. Darin sind unter anderem theoretische Erkenntnisse aus der Literaturrecherche und praktische Erfahrungen aus Pilotprojekten zusammengetragen und eingeordnet. Der 2023 erschienene Bericht soll Akteur*innen in der Bau- und Planungspraxis als Handlungsleitfaden dienen und sie dabei unterstützen, den Schritt zur Skalierung der Kreislauffähigkeit im modernen Holzbau zu leisten.