1a Insellage: Einsatz für den Erhalt einer leerstehenden Architektur
Eine Gruppe von Architekturstudierenden der Universität der Künste Berlin und der Bauhaus-Universität Weimar machte sich für den Erhalt eines Einfamilienhauses im sächsischen Dorf Birkwitz stark.
Im Zentrum eines kleinen Dorfes nahe Dresden steht ein historisches Bauensemble aus dem frühen 20. Jahrhundert. Das Einfamilienhaus mit Giebeldach und Kratzputzfassade, prominent auf einer Verkehrsinsel liegend, prägt das Ortsbild stark. Dennoch drohte dem Haus 1a lange Zeit der Abriss. Ein kürzlicher Eigentümerwechsel verhinderte dies. Unter der Leitung von Samuel Hölscher, Sohn des neuen Besitzers und Gründer des Berliner Architekturbüros ifi, wollten Architekturstudierende nun auch die Dorfgemeinde von der Daseinsberechtigung des Hauses und der beiden Nebengebäude überzeugen. Hierzu planten sie eine Hausöffnung, um neugierigen Anwohner*innen Blicke hinter die Fassade zu gewähren.
Gefahrenfreie Zone
In Vorbereitung auf die Hausöffnung versetzten die Architekturstudierenden das sichtbar in die Jahre gekommene Gebäude in einen gefahrenfreien Zustand. Sie entfernten PVC Bodenbeläge, morsche Dielen, nasse Tapeten und bröckelnden Putz. So legten sie nach und nach die vielen (Zeit)Schichten des Gebäudes frei. Um außerdem ein besseres Verständnis für das Haus zu erlangen, enthüllten sie punktuell die originale Konstruktion. Dabei stießen sie nicht nur auf private Hinterlassenschaften der früheren Bewohner*innen, sondern entdeckten auch historische Bautechniken wie das Sparmauerwerk, bei dem Steine sparsam mit großen Luftschichten dazwischen verlegt wurden. Auch den angrenzenden, stark verwilderten Garten richteten sie wieder her. Sie mähten das knielange Gras und entfernten zu groß gewordene Pflanzen.
Hereinspaziert!
Am zweiten Augustwochenende 2024 öffneten sich die Türen und interessierte Besucher*innen erkundeten das Gebäude. Sie fanden eine für die heutige Zeit ungewöhnliche Toilettensituation vor, studierten offengelegte Konstruktionen mit entsprechenden Detailzeichnungen und bewunderten Kunstwerke zweier ortsansässiger Künstler*innen, die neben den hauseigenen Funden auf drei Etagen ausgestellt waren. Im ehemaligen Waschhaus lief ein Kurzfilm über das Haus. Die dreitägige Ausstellung war ein großer Erfolg: Während diejenigen, die als Kind in einem ähnlichen Eigenheim wohnten, den Wert des Hauses bereits kannten und in Nostalgie schwelgten, überzeugte die Aufklärungsarbeit in Form einer Ausstellung nun auch fachfremde Leute. Die Gemeinde war sich einig: Das Haus muss bleiben!
Ein neuer Dorfplatz
Zukünftig sollen neben einer Wohnung für den Eigentümer vor allem Seminarräume und Begegnungsräume für die Gemeinde in das Haus einziehen. Ziel ist es, den Anwohner*innen, die sich einst einen Baum und eine Bank anstelle des Hauses wünschten, Räume für ein nachbarschaftliches Zusammenkommen zu bieten. Das Haus 1a mit Garten in zentraler Insellage soll die Menschen näher zusammenbringen und die Funktion eines Dorfplatzes übernehmen.