Digitale Optimierungsprogramme unterstützen heutzutage die Planungsprozesse mehr denn je. Dennoch klafft zwischen den meist immer noch analog beginnenden Entwurfsprozessen und der häufig schon digital begleiteten Ausführungsphase von Projekten eine Übertragungslücke. Diese Lücke zu überbrücken hat sich das Projekt „CDP // Collaborative Design Platform“ unter der Leitung von Dr.-Ing. Gerhard Schubert vom „Lehrstuhl für Architekturinformatik“ von Prof. Dr.-Ing. Frank Petzold an der Technischen Universität München zum Ziel gesetzt.
Kein Entweder-oder
Wie können angestammte Entwurfswerkzeuge der Planer*innen wie die Handskizze oder das physische Modell mit den Möglichkeiten einer datenbasierten Entwurfsoptimierung kombiniert werden? Diese Frage verfolgt die „CDP // Collaborative Design Platform“. Dabei geht es den Macher*innen darum, die Vorteile beider Herangehensweisen zu beizubehalten – kein Entweder-oder. Analoge Techniken sollen nicht von computergestützten Techniken ersetzt werden. Die Idee ist es, digitale Simulationen und Analysen auch in die frühen und kreativeren Phasen der Planung einzubetten. Auf diese Art könnte der gesamte Entwurfsprozess von Anfang an mit hilfreichen Daten unterfüttert werden und es käme zu weniger Informationsbrüchen in den einzelnen Entwurfsstadien. Das Grundkonzept baut auf einem entscheidungsunterstützenden System auf. Individuell skizzierte Gedankengänge kann eine Software direkt mit objektiven Faktoren abgleichen. Den Entwerfer*innen soll so Entscheidungslast abgenommen werden.
Dem Projekt geht die Dissertation von Gerhard Schubert aus dem Jahre 2014 mit dem Titel „Interaktionsformen für das digitale Entwerfen – Konzeption und Umsetzung einer rechnergestützten Entwurfsplattform für die städtebaulichen Phasen in der Architektur“ voraus. Schubert ging es darum, mithilfe einer digitalen Entwurfsplattform Schnittstellen zwischen der analogen und digitalen Sphäre zu generieren.
Direkt von der Hand auf den Bildschirm
Basis für die praktische Umsetzung des Konzeptes ist ein großformatiger, analog und digital bespielbarer Multitouchtisch. Er bildet die Interaktionsfläche für die Nutzer*innen. Während auf dem Tisch mit physischen Modellen und Skizzen hantiert wird, nimmt eine Tiefenkamera diese Arbeitsschritte auf und überträgt sie in den digitalen Raum. Auf einer vertikal zum Tisch montierten Projektionsfläche ist dann die entsprechende Entwurfsszene als perspektivische Darstellung zu sehen. Jede Änderung des physischen Modells schlägt sich automatisch in der digitalen Skizze nieder. Die Software ist ebenfalls als flexibles System durchdacht. Durch Plug-Ins können Planer*innen je nach Aufgabe Simulationen wie Verschattungsanalysen oder Wegeberechnungen direkt in ihren Workflow integrieren.
Energetisch experimentieren
Ein konkretes Anwendungsbeispiel hat der Lehrstuhl mit dem „CDP // Energy“-Projekt vorgelegt. Zusammen mit dem Münchner „Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen“ von Prof. Thomas Auer hat ein interdisziplinäres Team Algorithmen für die Auswertung von städtebaulichen Ideen auf energetischer und raumklimatischer Basis entwickelt. Im Maßstab 1:500 können Stadtplaner*innen damit Entwürfe auf Versorgungsmöglichkeiten mit Fernwärmenetzen oder das Potential für solare Energieerzeugung und oberflächennahe Geothermie untersuchen. Zwei weitere Plug-Ins simulieren Tageslichtverläufe und den thermischen Energieverbrauch.