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Juli / August 2022

Universität Stuttgart

OFFSHORE AFTERLIFE

Die neue Typologie "Blue Farm"

von Felix Mönnich

Hochschule:

Universität Stuttgart

Abschluss:

Master

Präsentation:

16.04.2022

Lehrstuhl:

Institut für Baukonstruktion

Software:

Vectorworks, Rhino, Enscape, InDesign, Photoshop

Im Gegensatz zu der Energiekrise vor 50 Jahren müssen wir uns 2021 auf zwei andere Krisen fokussieren. Zum einen die Emissionskrise durch den hohen CO2-Ausstoß, an welchem auch die Erdgas und Öl Industrie massiv beteiligt ist. Zum anderen ist es eine Welthungerskrise und die damit einhergehende Nahrungsmittelknappheit.
Diesen Wandel der Krisen abzubilden und darauf mit transformatorischen und architektonischen Mitteln einzugehen, ist Grundlage dieses Entwurfes.
„Offshore“, bedeutet vor der Küste gelegen und heißt oft über hunderte Kilometer vom Festland entfernt. Dieses Ökosystem ist robust und bietet weitläufige Gebiete, die als Anbauflächen für Algen, dem ´blue food´ der Zukunft, genutzt werden können. Der Anbau von Algen an diesen Orten bringt ein enormes Potential für die Ernährung der Weltbevölkerung. So entsteht auf den ausgedienten Bohrplattformen eine neue Typologie: Die BLUE FARMS.
Als Grundlage zur Entwicklung dieser Typologie dient die Bohrplattform Brent Charlie in der Nordsee. Entgegen der Rückbaupläne von Shell soll hier die erste Transformation stattfinden, welche die Anzucht, den Anbau, die Verarbeitung, den Transport und die Forschung an dem blauen Superfood in sich vereint. Zusätzlich reinigen Mikroalgen an der Fassade die Ölrückstände und speichern CO2 ein.

Eine neue Typologie zu entwickeln, wo es schon viele Bestehende gibt, mag auf den ersten Blick unwirklich erscheinen. Doch gerade wenn man bedenkt, dass 71% der Erde mit Wasser bedeckt sind und nur 5% unserer Nahrung aus dem Meer kommt, erkennt man ein enormens Potential.
Durch den Anstieg der benötigten Lebensmittel und die immer knapper werdenden  Ressourcen und Flächenmangel am Festland, wird eine Alternative benötigt. Aber auch nachhaltigere Baustoffe können aus dem Ozean gewonnen werden. Re- und Up-gecyceltes Ozeanplastik und Seegras werden immer häufiger als Baumaterial getestet und verwendet. Viel spricht für eine Entwicklung von Bauernhöfen/Farmen auf dem Wasser. Durch die Transformation der Förderplattform Charlie zur Blue Farm könnten im ehemaligen Brent-Ölfeld in Zukunft auf 11km Länge und 3km Breite Makro-Algen angebaut werden. Die verschiedenen Algenarten werden an verschiedenen Leinensystem an Bojen angebracht und bilden eine Erweiterung des natürlichen Ökosystems mit neuen Habitaten für diverse Fischarten und Meeressäuger.

Was wollen wir den zukünftigen Generationen hinterlassen? Diese Frage liegt auch der Entwicklung der Blue Farms zugrunde. Sollen Ruinen von enormen Industriebauten die Meere mit Ölrückständen gefährden oder können wir die Tragstrukturen nutzen, um den Einfluss von uns Menschen auf das Ökosystem zu verringern und möglicherweise sogar rückgängig zu machen?
Die Produktion von Algen auf den Blue Farms birgt dabei enormes Potential durch die CO²-Bindung und eine nachhaltigere marine Aquakultur. Diese neue Typologie der Blue Farms mit einer architektonischen Qualität zu versehen wird eine Aufgabe von uns Architekten sein.

Text von Felix Mönnich.