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Juli / August 2022

Technische Universität Dresden

Laboratorium Neukölln

öffentlich Wohnen

von Annika Kofler

Hochschule:

Technische Universität Dresden

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

09.02.2022

Lehrstuhl:

Professur für Gebäudelehre und Entwerfen: Wohnbauten

Software:

Archicad, Cinema 4D, Photoshop

Eine weiter wachsende Stadt bedarf nicht nur neuer Wohngebäude für alle sozialen Schichten, sondern sie bedarf auch öffentlicher Orte, an denen die Stadtgesellschaft zusammenkommt und gesellschaftliche Teilhabe passiert. Als „Sozialpalast“ will dieser Entwurf die starre Trennung der Funktionen des Wohnens und Arbeitens auflösen und ein Ort des Lebens sein. Durch die Verschränkung verschiedener Nutzungsarten wird ein identitätsstiftender Ort geschaffen, der Begegnungen und Miteinander fordert, soziale und professionelle Synergien fördert und Neues entstehen lässt. Mit anderen Worten: ein Laboratorium.

Der Sozialpalast am Rande Neuköllns liegt oberhalb der westlichen Einfahrt des Tunnels der Stadtautobahn A100, welche mit dem Carl-Weder-Park überbaut ist. Als robuster Solitär bildet er einen der zwei Schlusssteine dieses linear der Autobahn folgenden Parks und befindet sich hier in einem städtebaulich sehr heterogenen Kontext: Während im Norden niedrigere Einfamilienhäuser direkt an große städtische Wohnungsbauprojekte grenzen, stehen im Süden noch einige Elemente gründerzeitlicher Blockrandbebauung, bevor gleich dahinter ein Industrie- und Gewerbegebiet beginnt.

Dem übergeordneten Ziel der funktionalen und damit einhergehenden sozialen Durchmischung kommt eine zeitgenössische Interpretation palastartiger Strukturen zur Hilfe: Wie in Palästen der vergangenen Jahrhunderte sind die Räume des Laboratoriums Neukölln nicht durch Flure verbunden, sondern durch andere Räume erschließbar und mit diesen verbunden. Diese Verkettung von Räumen unterschiedlicher Geometrie lässt eine Abfolge entstehen, die nicht primär in Funktionen, sondern in öffentlich bis privat und temporär bis permanent unterscheidet.
Die Reihung von Räumlichkeiten unterschiedlicher Ausgestaltung lässt Zwischenräume und Übergänge und damit die Möglichkeit für zufällige Begegnung und Gespräche, zwischen den unterschiedlichen Nutzer*innen des Gebäudes, entstehen: So lädt das offene und öffentlichere Fabrikgeschoss mit seinen vielfältigen räumlichen und maschinellen Möglichkeiten zur Fertigung Besucher*innen aus dem umliegenden Neukölln ein, temporär ein Projekt zu verwirklichen. Diese Nutzungsmöglichkeiten für Externe ziehen sich in die oberen Geschosse, in denen um den Innenhof kleinere Einheiten zur kurzfristigen Anmietung genauso wie Werkstätten ruhigerer Tätigkeiten angeordnet sind. Die doppelgeschossigen Werkstatträume wechseln sich, vertikal zueinander versetzt mit Potenzialräumen der permanenten Nutzungen in den Gebäudeecken ab und bilden somit einen Rundgang.
Diese Potenzialräume bilden jeweils den Mittelpunkt einer kleinen Nachbarschaft, welche Geschäftsräume kleiner urbaner Produktionen und Kreativschaffender mit Bewohner*innen sozial geförderter Einheiten zusammenfasst. So können sich Menschen unterschiedlicher sozialer Prägung, Habitus, Alter, Herkunft oder Bildung einander begegnen, zusammen wohnen, arbeiten und leben.
Text von Annika Kofler.