Platz 15
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November / Dezember 2018

Delft University of Technology

Neuerfindung des Handwerks

Umwandlung von Indonesischen Slums in nachhaltige Stadtviertel

von Josephine van Empelen

Hochschule:

Delft University of Technology

Abschluss:

Master

Präsentation:

13.07.2018

Lehrstuhl:

Architectural Engineering / Mo Smit

Rubrik:

Bildungsbauten

Software:

Autodesk AutoCAD, Autodesk Revit, Adobe Photoshop, Adobe Indesign, Adobe Illustrator

In Indonesien hat ein hohes Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren dazu geführt, dass viele Einwohner die ländlichen Gebiete verlassen haben, um Arbeit in den stadtnahen Fabriken zu finden. Während bereits viele urbane Slums Probleme mit der Haltbarkeit, Hygiene sowie der Trinkwasserversorgung von Wohnungen haben, fehlen darüber hinaus heute im ganzen Land als Folge dieser Entwicklung mehr als 12 Millionen Wohnungen.
 
Das hier dargestellte Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, die Situation in den Slums signifikant zu verbessern. Es wurde ein passendes Trockenbausystem entwickelt, welches alternative Baumaterialien verwendet um die Haltbarkeit zu verlängern, Bauabfälle zu reduzieren und darüber hinaus ein gesünderes Lebensumfeld zu kreieren.
 
Um dieses neuartige Bausystem in der Praxis zu etablieren, ist in den entworfenen Gebäudekomplex eine Produktionsanlage integriert. Der erste Bereich umfasst eine Sammel- und Sortierstelle der Grundstoffe, gefolgt von der Bausteinproduktion, der  Bausteintrocknung sowie dem abschließenden Bausteinverkauf. Um die lokale Gesellschaft zu ermutigen das neue Trockenbausystem selbst zu nutzen, umfasst das Gebäude einen Weiterbildungsraum, in welchem den Bewohnern das System und dessen Vorteile näher gebracht werden. Die im ersten und zweiten Obergeschoss zusätzlich errichteten Wohnungen dienen als Prototyp für die Nutzung des Trockenbausystems beim Bau von Wohnhäusern. Somit bietet das Projekt der lokalen Gesellschaft ökonomische Perspektiven und verschafft ihnen die Möglichkeit mit geringen Mitteln bessere Häuser zu bauen.
 
Darüber hinaus ist das Projekt so angelegt, dass es die lokale Gesellschaft motiviert, sich mehr um ihre Umwelt zu kümmern sowie eine neue Perspektive auf Rohstoffe und Abfälle in ihrem täglichen Leben einführt. Das von mir entwickelte Trockenbausystem legt den Grundstein für eine Kreislaufwirtschaft in Cigondewah und umspannt neben Baustoffen zudem Wasser, Kleidung und die Produktion von Nahrung.
 
Das Trockenbausystem besteht aus einer Holzstruktur und biobasierten Steinen. Dabei ist das System so konzipiert, dass es demontiert, wiederverwendet und recycelt werden kann, ohne Abfall zu hinterlassen. Durch Stifte wird die Holzstruktur fixiert, wobei die spezielle Form der Steine ein Stapelsystem ohne die Verwendung von Mörtel ermöglicht. Um die Stabilität zu gewährleisten, ist die Backsteinmauer zwischen der Holzstruktur eingekeilt. Das für dieses Projekt gewählte Material ist komplett biobasiert, wodurch alle Materialien erneuerbar sind. Die verwendeten Steine bestehen aus landwirtschaftlichen Abfällen und Kalkpulver. Dieses starke, leichte, atmungsaktive und feuerfeste im Projekt neu entwickelte Material ist angelehnt an ‚Hempcrete‘ und hat gute Isolierungseigenschaften. Da Hanf kein lokales indonesisches Produkt ist, können die von mir in den landwirtschaftlichen Abfallströmen identifizierten Reishülsen als in Asien gängiger Ersatz bestens verwendet werden.