November / Dezember 2018
Bauhaus-Universität Weimar
CBD2.0
Bildungszentrum in Johannesburgs "Central Business District"
Bauhaus-Universität Weimar
Master
30.04.2018
Entwerfen und Raumgestaltung - Gutiérrez Marquez
Bildungsbauten
ArchiCAD, Photoshop
Ziel der Masterthesis ist es, durch Architektur eine Reaktivierung urbaner Räume und eine Aufwertung des öffentlichen Lebens zu erreichen. Den Kontext für diese Aufgabe bietet das Zentrum Johannesburgs. Dicht aneinander reihen sich hier Hochhäuser - Symbole einer Zeit in der Johannesburg der wirtschaftliche Motor Afrikas war. Jedoch sind sie auch Zeugen eines Regimes, welches mit einer gewaltsamen Rassentrennung die räumliche Segregation bis heute tief in der Gesellschaft verankert hat. Gegen Ende der Apartheid erlitt das Zentrum eine starke Awanderung und glitt durch eine informelle Besetzung ins Chaos ab. Fast zwei Jahrzehnte galt das Zentrum als No-Go-Area und wird erst jetzt durch eine neue Generation afrikanischer Kreative und Unternehmer wiederentdeckt. Das Problem dabei ist, dass aktuell so gut wie keine öffentlichen Funktionen existieren und die Gefahr einer Privatisierung der wenigen Freiräume zunimmt. Ein Schulbau eignet sich dabei als Lösungsansatz, denn so können Stadtbausteine wie eine Bibliothek, Auditorium, Sporteinrichtungen und Freiflächen anhand einer konkreten Bauaufgabe eingeführt werden.
Der Entwurf sieht einen lückenschließenden Neubau vor, der zwischen drei leerstehender Bauten vermittelt und diese zu einem Komplex zusammenführt. Auf der Suche nach einer geeigneten Architektur im Postapartheids-Südafrika war es eine Beobachtung Vorort, die den Anstoß gab: nämlich das informelle Raumverständnis der Stadtbewohner. Sie stecken ihre Räume jeden Tag aufs Neue ab: ein Stuhlkreis, ein Gemüsestand eine Menschengruppe. Sie sind temporär, veränderbar und vor allem durch die Anwesenheit der Nutzer geprägt und stehen so im starken Kontrast zur Apartheidsarchitektur.
Der Entwurf greift auf dieses Raumverständnis zurück. Der Neubau windet sich als Außenraumkontinuum aus Rampen und Podesten empor. Darin werden stationsweise Volumina platziert, die konkrete öffentliche Funktionen übernehmen. Die Rampen, haben eine so flache Neigung, dass sie durch einfache räumliche Mittel je nach Situation zu Sitz-, Lern- oder Spielflächen werden. Dieses Wechselspiel aus konkreter und diffuser Funktion gewähren dem Nutzer, und somit auch diesem räumlichen Experiment, den erforderlichen Halt und gleichzeitig eine unverzichtbare Interpretationsfreiheit.
In dem Bemühen die Gradwanderung zwischen öffentlichem Gemeinschaftszentrum und sicherer Schule zu bezwingen, schlägt der Entwurf vor, dass die Grenze entlang des Altbaugemäuers verläuft. Während der schulischen Betriebszeiten gehört der Komplex den Kindern. Es besteht die Möglichkeit den Bestand mit wenigen Schritten abzukoppeln, wodurch sich die Neubaustruktur als erweiterter Straßenraum in die Vertikale erstreckt und der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Die Rampen können in ihrer Flexibilität in diesem Fall zu Versammlungsorten, Marktflächen usw. werden. Die konstruktive Herangehensweise ist eine reduzierte. Der Komplex soll einen robusten Rahmen bieten, in dem die Nutzer gestalten dürfen.