Platz 3
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November / Dezember 2019

Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Ein Haus für die deutsche Sprache

Museumsneubau in Mannheim

von Dennis Ewert

Hochschule:

Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Abschluss:

Master

Präsentation:

12.07.2019

Lehrstuhl:

Lehrstuhl für Entwerfen, Architektur und Gebäudetypologie / Prof. Marianne Müller

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Vectorworks, Rhinoceros, V-Ray, Adobe Photoshop, Adobe InDesign

Ein neues Museum
Das Haus für die deutsche Sprache soll die neue öffentliche Heimat für die deutsche Sprache werden. In Dauer- und Sonderausstellungen sowie Diskussions- und Informationsveranstaltungen können Besucher in die Welt der Sprache eintauchen, sich selbst weiterbilden und in Kontakt mit anderen sprachbegeisterten Menschen kommen.

Raumnetzwerk
Sprache als Akt der Verständigung und Leistung des Geistes muss als eine äußerst komplexe Disziplin verstanden werden, die auf eine Vielzahl von Kompetenzen und Wissen zurückgreift. Diese Kompetenzen und das Wissen bedingt einander. Ohne das Wissen um Struktur und Aufbau eines Satzes bringt ein hoher Wortschatz kaum etwas. Um diese Beziehungen der Teildisziplinen zueinander im Museum sichtbar und erlebbar zu machen, sind die Ausstellungsräume in einem Netzwerk miteinander verbunden. Verwandte Themen liegen nah beieinander. In jedem Raum gibt es verschiedene Optionen zur Fortsetzung des Rundgangs durch die Ausstellung. Der Besucher entscheidet dabei stets selbst, welches Thema ihn als nächstes interessiert.

Sprache und Architektur
Natürliche Sprachen sind humanspezifische, kulturell entstandene und tradierte Sprachen, die eine grammatische Struktur aufweisen. Das wichtigste Merkmal natürlicher Sprachen und ihrer Komponenten, also ihrer sprachlichen Zeichen, ist ihre Repräsentationalität, also die Tatsache, dass sie semantische, propositionale Gehalte aufweisen. Sprachen lassen sich innerhalb der Bereiche Syntax, Semantik und Pragmatik untersuchen. Diese lassen sich auf der Oberfläche des Museums in ihrem wohl nahestehendsten architektonischen Element ablesen, der Mauer. In der Anordnung der Steine, ihrer Materialität und der Oberflächenbeschaffenheit repräsentieren sie diese.

Mauer und Syntax
Die Tradierung des Schichtens von Steinen in der Architektur bildet die syntaktische Struktur des Sytems. Es handelt sich hier um die rein formale Beziehung zwischen den Zeichen, um Regeln der Verknüpfung und um Ordnungs- und Anordnungsfunktionen.

Mauer und Semantik
Als kleinstes Element der Mauer trägt der einzelne Stein einen architektonisch-semantischen Gehalt. Es geht dabei um die Zuordnung von Bedeutungen zu den Zeichen. Durch seine besondere Oberflächenbehandlung wird ein Bezug zu einer bestimmten handwerklichen Bearbeitung hergestellt. Die individuelle Oberfläche, die einzigartige Erscheinung, die Art und Weise wie Licht und Schatten auf dem Stein wirken, löst ganz verschiedene Assoziationen beim Betrachter aus.

Mauer und Pragmatik
Jede Reihe, die aus den unterschiedlich behauenen Steinen gebildet wird, ist in einem anderen Naturwerkstein ausgeführt. Durch die regionalen Materialitäten entstehen unterschiedliche Verbindungen zwischen dem Betrachter und der Wand. Diese pragmatische Dimension umfasst die Wirkung von Zeichen und Bedeutungen auf bestimmte Empfänger.