Resilient im Krisenfall: Das Reallabor „eHUB“

Was tun, wenn es zu einem langanhaltenden, überregionalen Stromausfall kommt? Damit beschäftigen sich Dr. Joachim Schulze und das Team von emergenCITY auf dem Campus der TU Darmstadt. Kürzlich wurde hier das Reallabor eHUB eröffnet.

Extreme Wetterereignisse, Pandemien, Kriege – In Krisensituationen kommt es vor allem auf Resilienz an. Die Fähigkeit, schwierige Situationen ohne anhaltende Beeinträchtigungen zu überstehen, ist sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene gefordert. Wie sich Städte aufstellen können, um im Notfall handlungsfähig zu bleiben, erforscht Architekt Dr. Joachim Schulze und das Team von einem LOEWE-geförderten Forschungszentrum emergenCITY an der TU Darmstadt. Seit 2020 wird auf dem Campus Lichtwiese an resilienten Infrastrukturen digitaler Städte gearbeitet. Anfang Juni 2023  ist hier der sogenannte eHUB – ein energieautarkes Smart House – eröffnet worden.


Vom Solar Decathlon zum eHUB

Bei dem quaderförmigen Baukörper mit schwarz glänzender Fassade handelt es sich um ein Projekt, das im Jahr 2009 komplett von Studierenden für den internationalen Hochschulwettbewerb Solar Decathlon errichtet wurde. Nachdem das Gebäude als Siegerprojekt aus dem Wettbewerb in Washington hervorgegangen ist, stand es über zehn Jahre leer. 2020 kam schließlich das Team von emergenCITY auf die Idee, das Bauwerk für sich zu nutzen. In Zusammenarbeit mit dem LOEWE-Zentrum wurde das Haus saniert und technisch erweitert. Nach anderthalb Jahren ist die Sanierung, die am Fachgebiet Entwerfen und Stadtentwicklung unter der Beteiligung von Studierenden des FB15 geplant und durchgeführt wurde, abgeschlossen. Die Sanierung fand im Rahmen eines Design-Build-Projektes unter der Leitung von Dr. Joachim Schulze statt.

Im Krisenfall kommunikationsfähig bleiben

Im eHUB werden nicht nur neue Technologien zur Energieautarkie einzelner Gebäude erforscht. Darüber hinaus sollen dort auch Konzepte entwickelt werden, wie so ein modernes Gebäude der gesamten Nachbarschaft als Notstromquelle und Informationszentrum dienen kann. In Notfallsituationen soll ein Gebäude wie das eHUB beispielsweise zur digitalen Litaßsäule werden und selbst kommunizieren können. Es könnte beispielsweise den Stadtbewohner*innen anzeigen, wo gerade Strom, Medikamente oder Nahrung zugänglich sind. Auf dem Dach des eHUBs befinden sich Landeplätze für Drohnen, deren Akkus hier aufgeladen werden können. Diese sollen in Notsituationen Informationen sammeln oder das Wesentliche liefern können.

Resilient im Bestand

High-Tech-Häuser wie das eHUB sollen im Krisenfall eine Anlaufstelle für Bürger*innen sein. Allerdings sind solche hochdigitalisierten Gebäude nicht zwangsläufig nötig, um im Falle eines langfristigen, flächendeckenden Stromausfalls handlungsfähig zu bleiben. Derzeit wird an der TU Darmstadt untersucht, wie im Bestand eine Notfallkommunikation mit dem Strom der hauseigenen Photovoltaik-Anlage hochgefahren werden kann. Dadurch soll es den Hausbewohner*innen ermöglicht werden, Nachrichten des Katastrophenschutzes zu empfangen und weiterzuleiten. In Kombination mit Häusern wie dem eHUB soll so die Inbetriebnahme eines grundlegenden Kommunikationsnetzwerks in einer Notsituation möglich sein. Zukünftig soll das Haus im Demonstratorenbetrieb regelmäßig für Besucher*innen geöffnet werden.

Digitaler Zwilling des eHUB