Material-Archiv: Werkstoffe zum Anfassen
Eine Vorstellung davon, wie sich Glas, Holz, Stein oder Beton anfühlen, haben die meisten. Doch wie sieht es mit Bieberfell oder Aalleder aus? An den derzeit elf Standorten des „Material-Archivs“ kann man sich mit rund 1400 bekannten und weniger bekannten Materialien vertraut machen.
Mit dem erklärten Ziel Informationen rund um Werkstoffe zu erschließen, aufzubereiten und einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln schlossen sich 2007 das Gewerbemuseum Winterthur, die Hochschule Luzern – Technik und Architektur, das Sittenwerk St. Gallen und die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) zusammen. Sieben weitere Institutionen mit ebenfalls jeweils eigenen Materialsammlungen haben sich seither dem Verein „Material-Archiv“ angeschlossen. Das Archiv vermittelt sowohl Laien als auch Fachleuten grundlegendes Wissen zu den Eigenschaften, Herstellungsformen sowie Anwendungs- und Bearbeitungsmöglichkeiten des jeweiligen Werkstoffs. Außerdem stellt es Informationen zu historischen, ökonomischen und ökologischen Aspekten bereit.
Zusammenarbeit mit Hochschulen
Ohne die Zusammenarbeit mit Hochschulen wäre der Betrieb eines solchen umfangreichen Archivs nicht möglich. Derzeit widmen sich jeweils ein bis zwei Personen von sechs Fachbereichen, zwei Kulturinstitutionen und einer privaten Vermittlungseinrichtung der Recherche, der inhaltlichen Aufbereitung, der Strukturierung und der Qualitätssicherung. Der inhaltliche Fokus liegt auf der Kontextualisierung der Werkstoffe. Wo kommt das Material her? Wofür wurde es verwendet? Welche Anwendungsmöglichkeiten gibt es heute? Die Materialproben, die die Expert*innen erfassen, stammen entweder von Herstellern oder aus der Forschung. Das Material-Archiv agiert dabei unabhängig von Firmeninteressen und prüft schon beim Erfassen die Herstellerangaben kritisch. Es besteht keine ökonomische Abhängigkeit zwischen dem Verein und den herstellenden Unternehmen. Jedes der elf Netzwerkmitglieder verfügt über ein physisches Archiv. Zusätzlich gibt es eine frei zugängliche, digitale Datenbank, in der alle erfassten Stoffe einzusehen sind.
Ausstellungen und Materialverleih
Über das Archiv hinaus organisiert das Netzwerk in regelmäßigen Abständen Ausstellungen, Vorträge, Filmvorführungen und weitere Veranstaltungen. Ein Highlight des Jahres 2022 war beispielsweise die Ausstellung „Graue Energie und graue Emissionen pro m² Baustoff“, die im „Material Hub“ der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) und an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) gezeigt wurde. Zudem bieten einige Mitglieder des Netzwerks einen Materialverleih an. Beispielsweise haben externe Ausstellungsmacher*innen so die Möglichkeit, Materialien des Archivs für ihre Expositionen zu nutzen.