Amorphe Parasiten: Mobiliar für städtische Haltestellen

Im Themenjahr „Baukultur“ 2023 des Kulturlands Brandenburg entwarfen Studierende „Morari“ – eine modulare Sitz- und Lehnenserie, die Haltestellen in Städten einladender machen soll.

Haltestellen sind oft überfüllt, aber schlecht gestaltet. Trotz Dach und Sitzbank müssen Menschen daher häufig improvisieren: Sie lehnen an Geländern oder sitzen auf Bordsteinkanten. Diesem Problem nahmen sich Jesse Altmann, Valentina Lenk und Klara Schneider aus dem Studiengang Produktdesign der Fachhochschule Potsdam an. Im Sommersemester 2023 entwickelten sie im Kurs „Urban Parasites“ das Möbelkonzept namens „Morari“. Die Serie nutzt genormte Haltestellengeländer als Grundlage und soll neue Möglichkeiten zum Verweilen bieten – flexibel, zugänglich und bedarfsgerecht.

KI als Impulsgeberin 

Der Kurs unter der Leitung von Gastdozent Sebastian Voigt am Fachbereich Design befasste sich mit der Aneignung und Revitalisierung städtischer Räume. Gesetztes Ziel war es, vertraute Gestaltungsmuster zu hinterfragen und neue, technologieverknüpfte Ansätze offen und experimentell zu erproben. In mehreren Design-Sprints nutzten die Studierenden die KI-Anwendung Midjourney, um visuelle Impulse, Atmosphären und Formideen zu generieren. Die KI sollte sie anregen, Denkgewohnheiten zu durchbrechen und erleichterte den intuitiven Umgang mit Form, Material und Atmosphäre. Die eigentliche Gestaltung von „Morari“ entstand jedoch schließlich ohne KI – durch Skizzen, Modelle und Diskussionen. 

Recycelter 3D-Druck

Mithilfe eines Industrieroboters fertigten die Studierenden als Prototypen im Maßstab 1:1 einen Stuhl aus recyceltem Polypropylen und Glasfasern im 3D-Druck. Das verwendete Filament trotzt Wetter, bleibt farbstabil und hält mechanischen Belastungen stand – ideal für den urbanen Raum. Die amorphe Form der Elemente entstand direkt aus dem additiven Fertigungsverfahren und prägte dadurch erkennbar die Form der Möbelserie.


Vielversprechender Ausblick

Nach dem ersten Prototyp entwickelten die Produktdesigner*innen eine verbesserte Version, die weniger Material verbraucht und eine klarere Formsprache zeigt. Das Projekt erhielt auch über die Uni hinaus viel Anerkennung und wurde durch mehrere Preise und Veröffentlichungen bekannt: darunter der Designpreis Brandenburg 2023 in der Kategorie „Young Professionals“ und die Auszeichnung als „one&twenty Winner 2024“ auf der Milan Design Week. Das Trio plant nach eigener Aussage bereits weitere gemeinsame Projekte an der Schnittstelle von Produktdesign, urbanem Raum und digitaler Fertigung.