Platz 16 Jurypreis
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Januar / Februar 2019

Karlsruhe Institut für Technologie

Schlachthof 2050

Architektur der Zukunft als soziokulturelles Ökosystem

von Philipp Jager

Hochschule:

Karlsruhe Institut für Technologie

Abschluss:

Master

Präsentation:

06.11.2018

Lehrstuhl:

Fachgebiet nachhaltiges Bauen / Prof. Dirk E. Hebel

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

ArchiCAD, Adobe Creative Suite

Die heutige Art zu bauen muss sich ändern. Klimawandel, Ressourcenknappheit, Energiewirtschaft und Nachhaltigkeit sind Themen, die auch in der Architektur eine immer größere Rolle spielen. Daher darf die Architektur der Zukunft kein statisches Gebilde mehr sein, dass nur Wohnraum zur Verfügung stellt. Sie muss in der Lage sein sich den wandelnden Bedürfnissen der Bewohner*innen anpassen können. Eine neue, innovative Architektur braucht ein Umdenken hin zu einem nachhaltigen soziokulturellen Ökosystem.

Laut eines UN-Berichtes, werden bis im Jahre 2050 Zweidrittel der Menschen in Städten leben. Um die zunehmende Bodenversieglung zu verhindern müssen Bestandsgebäude umgerüstet und vertikal nachverdichtet werden. Keimzelle des Entwurfes bildet das alte Kesselhaus auf dem alten Schlachthofgelände in Karlsruhe. Das Bestandsgebäude bildet die Basis und gibt die Struktur und Zonierung vor. Darauf aufbauend, entstehen ein flexibles Wohnsystem und eine vertikale Farm die sich je nach Bedarf anpassen und ausbauen lassen. Bestehende Infrastrukturen sollen dabei reaktiviert und nachhaltig nutzbar gemacht werden.

Eine vertikale Farm als festen Gebäudebestandteil, integriert eine geregelte Nahversorgung in die Architektur. Bewohner*innen erhalten die Möglichkeit Lebensunterhalt selbst ökologisch und vor Ort zu erwirtschaften, ähnlich den bekannten Prinzipien einer ökologischen Kommune. Neue Technologien und Innovationen können das Ressourcenmanagement grundlegend verändern. Bioreaktoren und Brennstoffzellen ermöglichen es Fassaden nutzbar zu machen um Strom zu generieren. Ziel ist es durch eine Vielzahl von Energieerzeugern einen Energiemix zu schaffen, der eine durchgehende Energieversorgung gewährleisten kann.

Auch die soziale Komponente muss sich entwickeln: Weg von der immer kleinteiliger werdenden Bevölkerungsstruktur, hin zur großen Gemeinschaft. Diese muss in der Lage sein sich den aktuellen und individuellen Lebensbedingungen anzupassen. Der private Wohnraum verändert sich je nach Lebenslage. Das kleinteilige Raster ermöglicht es, beispielsweise auf Barrierefreiheit oder entstehende Partnerschaften oder Familienzuwachs einzugehen.

Austausch ist wichtiger Grundaspekt des Konzepts. Im Bestandsgebäude kann durch ein geplantes Repaircafé oder einem flexiblen Raum für Schulungen oder Events ein Dialog mit den Anwohner*innen aus dem Quartier stattfinden. Der Entwurf zeigt, wie Architektur einen Rahmen für ein anpassungsfähiges Ökosystem in der Zukunft bilden könnte. Verschiedene Nutzungskreisläufe sind dabei genauso wichtig, wie Austausch und Anpassungsfähigkeit des Gebäudes. Ob Wohnen, reparieren, wirtschaften oder lehren, das Gebäude bleibt dabei in seiner Nutzung flexibel. Dies schafft die Möglichkeit eines reaktiven Wohnraums, welcher mit seinen Bewohner*innen eine Symbiose eingehen kann.