Platz 4
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Januar / Februar 2019

Technische Universität Braunschweig

Die Dramaturgie des Klosters

Das Verknüpfen von alt und neu

von Erin Nies

Hochschule:

Technische Universität Braunschweig

Abschluss:

Master

Präsentation:

20.09.2018

Lehrstuhl:

Institut für Entwerfen und Raumkompositionen | Prof. Volker Staab | Dr. Martin Peschken

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Allplan, Cinema 4D, Photoshop, InDesign

Es ist zu erhalten, was den Umständen würdig ist, also die Abwesenheit von Pomp und die Anwesenheit von etwas Ursprünglichem. Le Corbusier 1961

Das Leben im Benediktinerkloster ist durch acht Gebete am Tag strukturiert. Doch während die Mönche ihren Traditionen folgen, sucht der Mensch eher nach einem Ort der Reflektion und zum Bewusstwerden seines Lebens. Neben dem klassisch monastischen Leben soll das neue Kloster mit der Psychiatrie Calw zusammenarbeiten. Patienten sollen hier zeitweise therapiert werden und finden durch den streng strukturierten Tagesablauf der Mönche zurück in ihren Alltag. Das neue Kloster soll eine ganzheitliche Betreuung gewährleisten, in der sich der Gast von den Eindrücken der irdischen Welt abwendet und sich auf das Ursprüngliche zurückbesinnt. Der Gast teilt sich mit Mönchen die Arbeit an Haus, Garten und in den Werkstätten, speist gemeinsam und hat die Möglichkeit an Gebeten teilzunehmen.
In der Ruine des Konvents tritt der gotische Kreuzgang in den Vordergrund. Obwohl er der Kirche ausweicht, bietet er Überblick und Orientierung, damals sowie heute. Er ist das einzige Element, welches in voller Höhe und ununterbrochen existiert. Der Kreuzgang und die Gebäude reagieren auf die Kirche und weichen ihr aus - die Kirche steht frei, der Konvent rückt ab. Das Ausweichen soll im architektonischen Konzept weiterentwickelt werden. Die Architektur muss auf den Bestand reagieren und ihm ausweichen.

Der Entwurf steht im dauerhaften Dialog zwischen alt und neu. Dabei orientiert er sich stetig am Bestand und zeichnet diesen nach ohne ihn jemals zu berühren. Als übergeordnetes Thema entwickelt sich ein Filtersystem, das sich in Körper, Innenraum und Fassade ausdrückt. Die Filter beziehen sich stets auf die Intimität des Dahinterliegenden. Die Fassade orientiert sich an der Baustruktur des Ursprünglichen. Unter Verwendung von Betonfertigteilen wird Stein auf Stein gesetzt, gleich wie in der Romanik, wo die Massivität und Schwere der Konstruktion zum Ausdruck gebracht werden sollte. Drei Baukörper bilden durch eine umgehende Außenwand eine Einheit. Durch den Wandelgang im obersten Geschoss verbinden sich die Körper untereinander und mit der neuen Peterskirche.

Durch die bauliche aber auch programmatische Verbindung aller vier Baukörper hat sich die Stellung der Kirche gewandelt. Nun steht das gemeinschaftliche Zusammenleben, also die Verknüpfung von der Tradition und dem zeitgenössischen Weltbild, im Vordergrund.

Das Behüten, Konservieren und Wertschätzen und das Bewahren der Intimität in der Ausübung des monastischen Lebens und Glaubens steht im ständigen Austausch mit den zeitgenössisch funktionalen Anforderungen eines Klosters. Und ebenso wie diese zwei Komponenten im Zusammenhang miteinander stehen, steht auch der Entwurf mit der Bausubstanz der Hirsauer Klosterruine im ständigen Dialog.