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Januar / Februar 2020

Technische Universität Braunschweig

Krematorium Rom

Crematorio Pincetto Vecchio

von Tom Zumdick

Hochschule:

Technische Universität Braunschweig

Abschluss:

Master

Präsentation:

27.09.2019

Lehrstuhl:

Institut für experimentelles Entwerfen / Professor Penkhues

Rubrik:

Sakralbauten

Software:

Archicad, Photoshop, Rhino

Die Kremation ist geschichtlich seit Jahrtausenden in allen Religionen relevant. Sie galt in der Antike als die übliche Form der Bestattung. Auch in anderen Religionen, wie im Buddhismus und Hinduismus, werden seit jeher die Leichen verbrannt. Heutzutage ist die Kremation in den skandinavischen und westeuropäischen Ländern die am meisten angewandte Methode für die letzte Ruhe eines Verstorbenen.
 
In Italien werden ca. 77 % der Verstorbenen durch die traditionelle Erdbestattung oder in Wandgräbern beigesetzt und 23 % der Verstorbenen werden verbrannt. Dies sah vor 80 Jahren noch anders aus. Zu dieser Zeit entfielen auf 97 % Erdbestattungen nur 3% Bestattungen durch Kremation. Es lässt sich also ein klarer prozentualer Anstieg der Kremationen verzeichnen und die aktuelle religionsdemographische Entwicklung lässt nicht vermuten, dass diese Tendenz stagnieren wird. Die Anzahl der Kremationen wird entsprechend steigen. Das liegt auch in folgendem begründet: Die Anzahl der Katholiken in Rom liegt bei 80,6% und die Anzahl der Konfessionslosen bei 16%. Laut Statista soll bis 2050 die Anzahl der katholischen Bevölkerung weiter auf 65% sinken.
 
Als logische Konsequenz wird auch die Anzahl der Kremationen in den nächsten Jahrzehnten zunehmen. Der Campo Verano ist einer der zwei größten Friedhöfe in Rom. Der Großteil der dort begrabenen Verstorbenen waren katholischen Glaubens und ihre Gräber gehen auf die napoleonische Zeit zurück. Auch heute ist der Campo Verano eine begehrte Ruhestätte, allerdings gibt es fast keine freien Flächen. Die Wartezeiten sind enorm und die Verstorbenen werden teilweise über Jahre gekühlt und gelagert, bis auf dem Friedhof ein Platz für eine würdige Bestattung verfügbar ist.
 
Zielsetzung der vorliegenden Master Thesis war es, ein Krematorium zu entwerfen, welches eine neue Art der Totenfeier bietet, die der heutigen Zeit angemessen erscheint, aber gleichermaßen die alten Rituale nicht vergisst. Meine These setzt sich mit der Frage auseinander, welche Art von Krematorium die Kremation als ebenbürtig zur Erdbestattung in Sachen Zeremonie und Abschied ermöglicht. Die Kremation ist das Ereignis, zu welchem sich die Verwandten treffen, um den Verstorbenen mit eine individuellen Zeremonie in eine andere Dimension (Feuer/ Luft) zu begleiten. Dabei ist es der Familie überlassen wie die Feierlichkeiten aussehen und wie sie mit der Asche des Verstorbenen danach verfahren.
 
In diesem Zusammenhang lohnt es sich, den oben beschriebenen Trend genauer zu betrachten und die als gegeben empfundenen Rahmenbedingungen kritisch zu hinterfragen. Immerhin knüpft der Umgang mit dem Tod heutzutage oftmals immer weniger an Altbekanntes an und neue Arten des Abschiednehmens werden zelebriert.  Den Menschen soll die Möglichkeit gegeben werden, individuelle Bestattungen zu ermöglichen und die Verstorbenen in eine anderen Dimension zu begleiten. Das Begräbnis ist nicht das Ende sondern ein Übergang.