Platz 5
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Januar / Februar 2020

Technische Universität Wien

Deutsche Botschaft Kairo

Zwischen zwei Kulturen

von Alice Steinmetz

Hochschule:

Technische Universität Wien

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

25.11.2019

Lehrstuhl:

Institut für Architektur und Entwerfen, E 253 / Prof Arch DI Dr Manfred Berthold

Rubrik:

Bürobauten

Software:

Rhino 3D, Grasshopper, Vray, Autocad

Es ist das Ziel der Auslandsvertretung der Bundesrepublik Deutschland im Gastland Ägypten ein Gesicht zu geben, das dem Anspruch eines kulturellen und nicht zuletzt auch dem eines baukulturellen Schaufensters gerecht wird.

Auf den baulichen Umgang mit dem Thema einer Auslandsvertretung auf dem Territorium eines Staates mit einem anderen kulturellen Hintergrund, speziell das Spannungsfeld zwischen arabischer und mitteleuropäischer Kultur und der damit verbundene Umgang der Menschen miteinander, wurde hierbei das Hauptaugenmerk gelegt.

Auf Einfriedungsmauern wurde komplett verzichtet und eine intelligente Lösung mittels umgebenden (und kühlenden!) Wasserbecken als Verzögerer und mechanisch hochfahrendem Zaun entwickelt. Ein Ort ohne ein- und aussperrende Mauern, an dem die Neugier auf ein Zusammentreffen geweckt und mit offenen Armen empfangen wird.
 
Gestaltungselemente des Projekts sind zum einen der amorphe Zwischenraum, der sich aus dem Restvolumen der zum einen baurechtlich maximal errichtbaren Baumasse, den sicherheitstechnisch notwendigen Mindestabständen und dem zu errichtenden Raumprogramm generiert.

In Kombination des Nord-Nordostwindes, den umgebenden Wasserflächen und den gezielten Positionierungen der Öffnungen des Zwischenraums wird eine natürliche, adiabate Kühlung ermöglicht.
Eine natürliche Kühlung, die traditionell im arabischen und orientalischen Raum zu finden ist („Malgaf“).

Zum anderen die Ornamenthülle: der „Vorhang“, der die Fassade und Dachfläche des Gebäudes umhüllt.

Die Struktur der Hülle ist eine Reminiszenz an die lokale, orientalische Ornamentik und stellt eine Verbeugung an das Gastland und dessen Kultur dar. Es soll ein unvoreingenommenes und offenes Miteinander zweier Kulturen mit historisch tief verwurzelten politischen und wirtschaftlichen Verbindungen symbolisch darstellen und unterstreichen.

Dieser „Vorhang“ dient als Verschattungselement und beugt dem Energieeintrag durch das Einfallen von Sonnenstahlen in heißen Sommermonaten vor.
Wie bei einem Store-Vorhang ändert sich das Erscheinungsbild und die Einsehbarkeit zwischen Tag und Nacht durch die unterschiedlichen Lichtverhältnisse.

Während das Haus von weitem verschlossen erscheint, wird es mit jedem Schritt, den man sich auf das Gebäude zubewegt, transparenter - mit jedem Schritt offener. Steht man vor dem Gebäude empfängt es mit offenen Armen und wirkt nahezu wie eine Schmuckschatulle. Es spielt mit den Blicken der Passanten und Besucher und weckt die Neugier sich mit dem Gebäude und den zugehörigen kulturellen Hintergründen auseinanderzusetzen.
 
Bedingt durch die Grundrissgeometrie und den amorphen, sich dreidimensional verjüngend und aufweitenden Zwischenraum, der sich durch das gesamte Gebäude schlängelt und der ohne störende, sichtbare Stützen auskommen muss, ist es notwendig für die oberen Geschosse eine statisch unkonventionelle Lösung anzudenken: Siewerden von oben abgehängt.