Platz 2
Nächstes Projekt 02/20  

Mai / Juni 2019

Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Das Stauwehr Wieblingen

Eine Hommage

von Don Anh-Tuan Nguyen

Hochschule:

Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Abschluss:

Master

Präsentation:

07.07.2017

Lehrstuhl:

Prof. Arch. Dipl.-Ing. Mark Blaschitz

Rubrik:

Industriebauten

Software:

Archicad, Rhino, Vray

Die Wasserkraft ist einer der ältesten Energiequellen der Menschheit und spielt in der Energiewende eine zentrale Rolle in der Energie- und Klimapolitik. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Wasserkraftwerke und deren Stauwehre als interdisziplinäre Aufgabe zwischen Ingenieur und Architekt angesehen wurde, gehören sie heutzutage zum Aufgabenfeld des rational und technisch orientierten Ingenieurs.

Das Ziel des Entwurfs ist es, eine selbstbewusste architektonische, sowie urbane Antwort für den Neubau des Stauwehrs in Heidelberg, als Gegenvorschlag zu den unsichtbaren Industrieanlagen der Neuzeit zu finden.

Das Stauwehr Wieblingen, schützt seit 1925 die Altstadt vor Hochwasser und ist seit dem Bestandteil der Wasserkraftwerke in Heidelberg. Obwohl es denkmalgeschützt ist, plant das Amt für Neckarausbau Heidelberg (ANH) den Abriss.

Die städtebauliche Analyse der Umgebung zeigt die infrastrukturelle bedeutende Lage des Stauwehrs. Zwischen der Universität, dem Hauptbahnhof und der neu entstehenden Bahnstadt, bildet das Stauwehr eine wichtige Verbindungsachse von wissenschaftlichen Einrichtungen, welche vor allem von vielen Studenten genutzt wird. Gleichzeitig zeigt die städtebauliche Analyse einen deutlichen Defizit an qualitativen öffentlichen Räumen in unmittelbarer Nähe der Universität.

Der Entwurf versucht sowohl auf die neuen technischen, infrastrukturellen Anforderungen, sowie auf das Defizit des öffentlichen Raums zu reagieren. Entgegen der Planung des ANH wird in dem Entwurf das Stauwehr mit seiner industriellen Ästhetik als wichtiges technisches Zeitzeugnis erhalten und als Ausstellungsfläche für die Wasserkraft und die Geschichte des Stauwehrs in Heidelberg umfunktioniert. Da die bestehenden Pfeiler für die Installation der neuen Drucksegmente auf Grund ihrer Bausubstanz nicht geeignet sind, entsteht neben dem Bestand ein neues Wehr.

Als Hommage an das denkmalgeschützten Industriebauwerks setzt der Entwurf durch seine architektonische Anspielung und Imitation den Bestand, sowie seine Umgebung in Szene und bildet mit dem existierenden Wehr ein Ensemble.

Gerichteten Öffnungen im gestanzten und perforierten Cortenstahl finden eine Antwort auf die Struktur des gealterten Mauerwerks im Bestand und dessen industriellen Ästhetik.

Die gezielten Ein- und Ausblicke bilden beidseitig einen Rahmen, welcher sowohl die Natur, als auch das existierende, denkmalgeschützte Stauwehr Wieblingen, hervorheben.
Durch die Neuinterpretation des Stauwehrs Wieblingen reagiert der Entwurf bewusst auf die städtebauliche Situation und formt sieben Pavillons, welche in komprimierter und effizienter Form die neue Technik im Untergeschoss beinhalten und gleichzeitig Raum für öffentliche Nutzungen anbieten.

Es entstehen innerhalb der Pavillons, Räume der Begegnung, der Meditation, der Bewegung, der Interaktion, des Austausches, sowie ein neuer öffentlicher Raum, welcher zum Verweilen einlädt und das Stigma des industriellen Ortes bricht.