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Mai / Juni 2019

Universität Stuttgart

Come together

Ein hypothetisches Wohnbauprojekt des Ministry of Loneliness

von Gesche Falkenburg

Hochschule:

Universität Stuttgart

Abschluss:

Master

Präsentation:

23.10.2018

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

Vectorworks, Rhino, Adobe Suite

Zurzeit beobachten wir das Phänomen, dass trotz zunehmender digitaler Vernetzung immer mehr Menschen aller Altersklassen unter Einsamkeit leiden. Anfang des Jahres nahm das britische Parlament die besorgniserregenden Resultate einer Studie zu dem Thema zum Anlass, ein neues Ministerium zu gründen: das Ministry of Loneliness. Was nach typisch britischem Humor klingt, ist traurige Realität für 14 % der Bevölkerung, die sich oft oder immer einsam fühlen.

Angesichts dieser Entwicklungen schlage ich mit meiner Masterarbeit ein hypothetisches Wohnbauprojekt im Auftrag des Minstry of Loneliness vor. Ziel ist die Entwicklung eines neuen, gemeinschaftlichen Wohnkonzepts, was den Anforderungen moderner und zukünftiger Lebensentwürfe an Flexibilität und Eigenverantwortung gerecht wird. Ein kollektives Wohnen für Individualisten.
 
Die Arbeit untersucht den Einfluss einer wachsenden Sharing Culture auf unser Zusammenleben, was sich auch in der Nachfrage nach Senioren WGs, Wohnraum für Alleinerziehende und gemeinschaftlichem Single wohnen zeigt. Die Technisierung unserer Alltagsgegenstände führt dazu, dass ein ganzes Bücherregal durch ein iPad, eine CD Sammlung durch einen Spotify Account ersetzt werden. Es führt zu einer Kompression des Wohnens und dem, was als notwendig empfunden wird. Das mag nach Verlust klingen, eröffnet aber ungeahnte Möglichkeiten für die Verteilung und Nutzung von Wohnraum. Durch die Radikalisierung des Privaten können Flächen für kollektiven Raum aufgewendet werden und einen Luxus an Möglichkeiten bieten, den sich der Einzelne nicht leisten könnte.

Die Stadt London dient als Testlabor. Die Heterogenität des Stadtgefüges, mit seinen endlosen viktorianischen Reihenhäusern einerseits und der City als ökonomisches Zentrum Europas anderseits, stellt einen spannenden Kontext für ein neues Wohnbaukonzept dar, welches angesichts der dramatischen Housing Crisis dringend notwendig ist. Hier begründete Indigo Jones das städtebauliche Prinzip der Great Estates, welche bis heute das Stadtbild durch die einheitliche Regelmäßigkeit der Fassaden bestimmen. Die Bauwerke, als auch gesellschaftlichen Ideale der Smithsons oder Erno Goldfinger aus den 60er Jahren, wirken bis heute nach. Durch zeitlichen Abstand zu den Wohntheorien der Moderne und ikonenhaften Charakter vieler Gebäude erleben diese heute eine Renaissance.

Das Solitude Estate ist ein Experiment zu der Frage, wie zusammenleben können, ohne unsere Autonomie und den Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung einer Gemeinschaft unterzuordnen. Es ist der Versuch, die Grenzen des Öffentlichen und Privaten zu revidieren und neu zu verhandeln. In dem Sinne ist das Ziel dieser Arbeit kein abgeschlossenes Gebäude, sondern eine fortlaufende Konversation.