Platz 5
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September / Oktober 2019

Technische Universität Berlin

Algenblüte in Istanbul

Hybride Produktionsanlage für Microalgen und Biogasfermentation im Goldenen Horn

von Thomas Bögel

Hochschule:

Technische Universität Berlin

Abschluss:

Master

Präsentation:

04.04.2019

Lehrstuhl:

Prof. Dr. Ignacio Borrego

Rubrik:

Hybride Nutzung

Software:

Archicad, Rhino, Photoshop

Das Entwurfsgebiet liegt am Goldenen Horn im Zentrum Istanbuls, neben der Galatabrücke und beheimatete bis in die 1940er Jahre den städtischen Hafen und damit das wirtschaftliches Zentrum. Die Entwurfsaufgabe erforderte ein hybrides Gebäude, das zu je einem Drittel Einrichtungen für Produktion, Wohnen und öffentliche Nutzungen bietet. Dabei soll die Qualität der alten Hafenanlagen reaktiviert und städtische Produktion an diesem Ort wieder angesiedelt werden.
 
Die besondere Lage des Gebäudes auf dem Wasser gewährleistet die Befahrbarkeit der Drehbrücke für Schiffe und schafft einen attraktiven Zugang zur Metrostation in der Mitte der Brücke. Es fordert ein solitäres Gebäude, das sich in den Kontext der benachbarten Stadtteile einfügt und die Geschichte des Ortes respektiert. Ein quadratischer massiver Baukörper war die logische Konsequenz. Er bildet zu allen Seiten ein gleiches Volumen aus und wirkt wie eine monolithische Insel. Die direkte Verbindung des Gebäudes zur Metro erzeugt einen Einschnitt, der im Inneren ein Atrium mit öffentlicher Freitreppe aushöhlt. Dieses Prinzip wird auf das Gebäudekonzept übertragen. Volumen höhlen die Masse aus und schaffen Außen- und Innenräume unterschiedlicher Größe, Qualität und Privatheit.
 
Eine denkbare Produktionstechnologie für diesen zentralen Ort ist die Mikroalgenproduktion. Daraus lassen sich Biogas, Strom, Kosmetika und Lebensmittel gewinnen. Algen sind ebenso in der Lage, verschmutztes Wasser zu reinigen und machen es denkbar, im Goldenen Horn zu schwimmen. Die Produktionsanlage wird zum Herzstück des Gebäudes. Der öffentlich nutzbare „Hauptstrang“ verbindet die Algen-Mikroreaktoren auf dem Dach mit der Biogasanlage unter Wasser. Er bietet vielfältige Einblicke und bildet das Foyer für verschiedene Nutzungsbereiche aus. Das Gebäude wird auf diese Weise Fabrik und Museum zugleich.
Das Programm wird um ein Ausbildungszentrum ergänzt und für Arbeitende, Auszubildende und Forscher stehen temporäre Single- und Gemeinschaftswohnungen zur Verfügung. Der öffentliche Freiraum mit der teilweise in Sitzstufen ausgeführten Freitreppe kann von kulturellen Angeboten wie Konzerten, Performances oder Ausstellungen flexibel bespielt werden.
 
Das Gebäude soll aus Beton mit gewaschener Oberfläche errichtet werden, um Salzwasser zu trotzen. Der Eindruck von und Beständigkeit schafft eine Analogie zur monolithischen Insel und der Hafenvergangenheit des Ortes. In den eingeschnittenen Bereichen gibt es einen harten Wechsel in der Materialität, hin zu einer lebendigen und glatten Oberfläche aus farbigen Fliesen. Die Idee die ausgehöhlten Volumina wird auch auf die Ausbildung der Fensteröffnungen übertragen. An den Außenfassaden entstehen zweiseitig schräg eingeschnittene Laibungen. Durch den Wechsel ihrer Ausrichtung in Verbindung mit den Fliesen entsteht auf der Fassade ein leichtes Flimmern, dass die Geschossigkeit des Gebäudes aufweicht und die Insel wie einen mit Korallen bewachsenen Stein erscheinen lässt.