September / Oktober 2017
Hochschule für Technik Stuttgart
Zaatari
Urbanisierung eines Flüchtlingslagers
Hochschule für Technik Stuttgart
Master
10.07.2017
Fakultät Architektur, Prof. Andreas Löffler
Städtebau
ArchiCAD, Photoshop, Indesign
In Flüchtlingslagern auf der ganzen Welt sind Menschen täglich dazu gezwungen, sich mit den wenigen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, ein möglichst lebenswertes Umfeld zu gestalten. Oft im Zuge dringend benötigter Soforthilfe entstanden, bieten die Camps den dort lebenden Menschen allerdings häufig keine annehmbare Zukunftsperspektive. Stattdessen werden die Flüchtlinge Teil eines standardisierten Lebensumfeldes, welches sowohl das Individuum, als auch die vorhandenen, soziokulturellen Hintergründe der Menschen stark einschränkt. Dennoch lassen sich innerhalb der Bevölkerung eines Camps immense wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungspotentiale beobachten, wie bei näherer Betrachtung des syrischen Flüchtlngslagers Zaatari in Jordanien deutlich wird. Angesichts der Tatsache, dass eine Rückkehr in die unter dem syrischen Bürgerkrieg leidende Heimat in absehbarer Zeit vermutlich nicht möglich ist, wird deutlich, dass Flüchtlingslager zumeist mehr als nur temporäre Lösungen sind. Die fehlende Integration der Flüchtlinge in die Gesellschaft und Wirtschaft des Gastlandes verschärft diese Problematik dabei zusätzlich.
Das Ziel dieser Arbeit stellt die Entwicklung eines nachhaltigen Urbanisierungskonzeptes für das syrische Flüchtlingslager Zaatari dar. Dabei werden sowohl städtebauliche, als auch architektonische Lösungsansätze erarbeitet, die wiederum im Rahmen einer Integration des Camps und seiner Bevölkerung in die jordanische Wirtschaft und Gesellschaft umgesetzt werden sollen.
Aktuell sind in Zaatari rund 80.000 Menschen untergebracht. Das Camp ist in 12 Distrikte mit insgesamt 193 Blocks unterteilt. Es lässt sich eine von den Flüchtlingen ausgehende, Individualisierung der Unterkünfte sowie eine Veränderung der städtebaulichen Grundstruktur durch Clusterisierung der einzelnen Haushalte beobachten. Ziel des Entwurfes ist es, die in Zaatari ablaufenden Urbanisierungsprozesse zu erkennen und im Rahmen eines definierten Regelwerkes zu unterstützen. Die Arbeit betrachtet die geplante Urbanisierung am Beispiel von Distrikt 10 in drei Momentaufnahmen über den Zeitraum der kommenden zehn Jahre.
Grundlegend geht die Entwicklung des Camps mit einem Ausbau der Infrastruktur und der öffentlichen Einrichtungen einher. Parallel werden Grundstücke verschiedener Größe an die Bewohner zugeteilt. Diese können von den Flüchtlingen selbst auf Basis eines modularen Gebäudesystems schrittweise und gemäß der eigenen Wünsche beplant werden. Der Bauprozess erfolgt in Eigenregie nach vorheriger Anleitung oder mit Hilfe von Bautrupps. Aufgrund des Mangels an Ressourcen basiert das Modulsystem auf Adobe-Lehmsteinen. Diese können lokal produziert werden und ermöglichen eine Bauweise, die den klimatischen Anforderungen der Region entspricht. Eine definierte Grundausbaustufe wird den Bewohnern aus Hilfsmitteln finanziert, weitere Ausbauten müssen im Rahmen einer Eingliederung in den jordanischen Arbeitsmarkt selbst finanziert werden.