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September / Oktober 2017

Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Flakturm Umnutzen

Umnutzung eines ehemaligen NS-Gefechtssturmes im Wiener Arenbergpark zu einem Kunst- und Kulturzentrum

von Arthur Neznanow

Hochschule:

Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Abschluss:

Master

Präsentation:

05.07.2017

Lehrstuhl:

Prof. Mark Blaschitz

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Vektorworks, Sketchup, Photoshop, Artlantis

Die Umnutzung von Flaktürmen ist dieser Tage keine Seltenheit mehr: Die wehrhaften Bauwerke beherbergen vielerorts öffentliche wie gemeinnützige Funktionen. Sie setzen sich indes jedoch nur selten mit ihrer konfliktträchtigen Historie auseinander: Sie negieren sie. Dabei wäre nicht zwingend notwendig, dass jeder der verbliebenen Flaktürme eine kritische Aufarbeitung leistet; ein einzelnes Bauwerk dieser Art könnte dies zunächst stellvertretend für andere übernehmen.

Der im Zuge dieser Masterthesis behandelte Gefechtsturm wird momentan zugleich als Archiv, Lager und Museum für zeitgenössische Kunst genutzt. Eine gemeinnützige Funktion ist also in Form des Museums bereits gegeben. Die kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte des Gebäudes findet jedoch bislang nicht statt. Sie soll nun im Hinblick auf die einst vorgesehene Nachkriegsnutzung erfolgen: Die in vielen Städten verteilten Flaktürme sollten nach dem Krieg mit Ornament und Natursteinverkleidungen versehen und zu Ehrenmalen der Luftwaffe ausgestaltet werden.
Der vorgeschlagene Eingriff stellt einen Gegenentwurf dazu dar: Der Flakturm wird als Mahnmal für den Zweiten Weltkrieg inszeniert. Maßgeblich für den Entwurf ist die einander überlagernde, symbiotische Existenz von Museum und Mahnmal.

Diese Überlagerung erfolgt im Wesentlichen innerhalb eines sich über neun Geschosse erstreckenden Hauptraums, den Museum und Mahnmal zwar teilen, jedoch hinsichtlich seiner Interpretation jeweils für sich beanspruchen: Die perspektivische Zugehörigkeit des Besuchers zum einen oder anderen bedingt eine unterschiedliche Wahrnehmung.
Beide Bereiche sind von außen separat zugänglich. Die Leserichtung des Gebäudes und die darauf folgende Erzählung wird also durch die Wahl des Zugangs bestimmt.

Mahnmal
Die physischen Spuren des Krieges wurden nach und nach beseitigt. Im Gegensatz dazu können durchlebte Traumata, Verzweiflung und Verluste nicht ohne weiteres überwunden werden. Der Bunker spiegelt den Dualismus zwischen augenscheinlicher, körperlicher Unversehrtheit und innerer Gebrochenheit wider. Die äußere Gebäudehülle bleibt daher unverändert; der Eingriff beschränkt sich auf eine im Inneren stattfindende, abstrakt-räumliche Interpretation des Luftschutzalltags zu Kriegszeiten: Das Hineinstürmen in die in der Stadt verteilten Bunker nach dem Ertönen der Sirenen (1), das Ausharren im Inneren (2) und schließlich das Verlassen der Bunker zurück in eine zerstörte Stadt (3).

Museum
Das bereits bestehende Museum behält seinen Platz im Flakturm bei. Temporäre Lagerfunktionen werden entfernt und das Museum über den gesamten Hauptraum ausgedehnt. Auch das Museum wird über einen separaten Zugang erschlossen. Der Besucher wird anders als beim Mahnmal zunächst nach ganz oben ins Foyer geführt. Im Gegensatz zu der bedrückenden Inszenierung des Mahnmals befindet sich der Besucher hier direkt inmitten eines hell erleuchteten Foyers und kann durch die Durchbrüche hinunter ins Dunkle blicken.