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September / Oktober 2020

msa | münster school of architecture

Ästhetik der Konstruktion

Archivio Giardini della Biennale

von Costantino Da Pieve

Hochschule:

msa | münster school of architecture

Abschluss:

Master

Präsentation:

22.04.2020

Lehrstuhl:

Baukonstruktion | Prof. Dipl.-Ing. Michael Schanné

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Archicad, Rhino

«Wenn die Wahrheit sich in das Werk setzt, erscheint sie. Das Erscheinen ist – als dieses Sein der Wahrheit im Werk und als Werk – die Schönheit. So gehört das Schöne in das Sichereignen der Wahrheit […] Demnach wird das Wesen der Kunst als das Ins-Werk-Setzen der Wahrheit bestimmt.»


(Martin Heidegger: «Der Ursprung des Kunstwerkes», in Holzwege. Vittorio Klostermann (1980), S.67)


Die Arbeit «Ästhetik der Konstruktion» ist als eine phänomenologische Studie zum Wesen der Architektur zu verstehen. Sie zielt als Kritik zur derzeitigen Bauentwicklung auf den inhaltlichen Kern architektonischen Denkens ab und versucht die Bedeutung physischer Präsenzen konstruktiver Dispositionen darzustellen.


Der Entwurf lokalisiert sich im Gelände der Giardini della Biennale in Venedig, eines der kulturell bedeutendsten Institutionen für Kunst- und Architektur. Trotz der gewaltigen Besucherströme stellt sich die derzeitige Eingangssituation für ortsfremde Kunstinteressierte als unübersichtlich und unstrukturiert dar. Durch die architektonische Setzung einer neuen Platzsituation soll die ehemalige Haupterschließungsachse ihre axial-städteräumliche Wichtigkeit zurückerlangen. Ein auf 25cm angehobenes Plateau definiert einen öffentlichen Platz des Ankommens und wird durch zwei in Volumetrie und Funktion differenzierende Baukörper zu einem räumlichen Ensemble gefasst. Das dreigeschossige Archivgebäude, welches künstlerische Arbeiten vergangener Ausstellungen archiviert und dem Besucher ganzjährig zugänglich machen soll befindet sich im Dialog mit einem eingeschossigen Tickethaus. Innerhalb der heterogenen Gebäudestruktur der Giardini etabliert sich der Entwurf als eigenstän

diger Baukörper und erzeugt im Gesamtgefüge eine objektbezogene Präsenz.


Das Archivgebäude entwickelt sich aus einer rationalen Betrachtungsweise der konstruktiven Besonderheit des Ortes. Die historisch angewandte Pfahlgründung Venedigs wurde in dessen Essenz architektonisch transponiert und führt so das konstruktive Wesen des Ortes weiter. Die gestalterische Reduktion des Entwurfes auf unausweichlich statisch notwendige Bauteile verkörpert eine Architektursprache die sich im Feld des begreifbaren bewegt und an die Wahrhaftigkeit einer Architektur referenziert. Auf diese Weise wird die Anatomie des Gebäudes – losgelöst vom ‹schönen Schein› – in ihrer reinsten Form räumlich erfahrbar. Die Synergie aus physischen sowie metaphysischen Gegebenheiten erzeugt ein ganzheitliches Konstrukt, welches sich unausweichlich bedingt. Die Raumprogrammatik steht in direktem Bezug zum Bauteil. Jedes Bauteil bezieht sich nochmalig auf das nächste und funktioniert wiederum nur innerhalb des Ganzen. Beton als Gussmaterial weißt in diesem Zusammenhang als ein

ziges Material sinnstiftende Merkmale auf und verkörpert die räumliche Poesie der konstruktiven Konsequenz.