Juli / August 2017
Bauhaus-Universität Weimar
Revitalisierung einer Konversionsfläche
Ein Wohnprojekt für Weimar
Bauhaus-Universität Weimar
Master
Professur Entwerfen und Raumgestaltung
Wohnbauten
Seit fast 20 Jahren steht sie leer: die einstige Kaserne, die zum Krankenhaus wurde und nun mit neuem Leben gefüllt werden soll. Der Entwurf reagiert aber nicht nur auf bauliche, sondern auch auf gesellschaftliche Herausforderungen, wie die Schaffung von bezahlbarem und flexibel nutzbarem Wohnraum. Ziel dieses Entwurfes ist die Revitalisierung aller leerstehenden Gebäude, von der NS-Kaserne bis zum DDR-Schwesternwohnheim, und die Umnutzung zu einem Wohnquartier mit nichtstörendem Gewerbe. Damit soll der initiale Grundstein für die Stadtentwicklung am nordwestlichen Rande Weimars gelegt werden.
DIE GESCHICHTE DES GEBÄUDES
Der denkmalpflegerische Anspruch ist es, die vorgenommenen architektonischen Eingriffe, sowohl während der NS- als auch während der DDR-Zeit zu respektieren. Seit seiner Errichtung wurden viele Anbauten platziert, die zum Duktus des Gebäudes wurden. Diese historische Entwicklung wird zum Entwurfskonzept und alle notwendigen, funktionalen Anpassungen sollen über Andockungen erfolgen.
DIE ANDOCKUNGEN
Ihre Platzierung erfolgt entsprechend der Bestandstypologie: Entweder im Zentrum eines jeden Flügels, wo sie den langen Erschließungsgang unterbrechen, neue Treppenhäuser und Gemeinschaftsräume beinhalten. Oder gegenüber der alten Eingänge, wo sie durch ihre Loggien den Wohnungen eine neue Qualität verleihen. Durch sie wird der starre Rhythmus der Lochfassade mit etwas ebenbürtigem unterbrochen, ohne dabei zu überformen. Angelehnt an die bestehende Konstruktion wird das einschalige Mauerwerk mit Travertin verkleidet oder verputzt. Das glasbedeckte Flachdach anstelle des Sparrendachs betont das optische Ziel: die Unterbrechung der horizontalen Bestandselemente durch eine Vertikale (innen wie außen) und die Verwebung von Bestand mit Neubau.
DIE NEUE NUTZUNG
Das neue Erschließungskonzept sich verwebender Treppenhäuser mit dem Verbindungsgang, der alle drei Flügel zusammenfasst, bietet eine hohe Flexibilität. Als Bewohnerschaft werden die Entwickler einer bürgerinitiierten Genossenschaft angenommen. Demnach ist ein hohes Maß an Flexibilität in der Anordnung und Ausgestaltung der Wohnungen erforderlich. Der gewerblich genutzte Mittelflügel ist der Kern des Quartiers und wachsenden Stadtteils. Hier befinden sich neben dem Quartierzentrum, Co-Working-Spaces, der Gemeinschaftsbibliothek und einem Café vor allem Büros und Ateliers. An den Stirnseiten der äußeren Wohnflügel wird das barrierefreie, betreute Wohnen angeboten, um hindernisfrei die Infrastruktur im Mittelflügel erreichen zu können. Die Wohnungen um den durchgehenden Erschließungsgang werden als Maisonett-Wohnungen angelegt. Die Erschließungsklammer endet am dritten Wohnungstyp: den großen Geschosswohnungen. Weiterer Wohnungstypen befinden sich im ehemaligen Schwesternwohnheim. Dessen spezifische Laubengangerschließung und Modularität bleiben erhalten und werden genutzt um temporäres, junges Wohnen in 1- bis 3-Raum-Wohnungen anbieten zu können.