Platz 9
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November / Dezember 2017

Hochschule RheinMain

Kulturtempel Wiesbaden

Ein Haus für die Kunstförderung

von Sascha Lehnhardt

Hochschule:

Hochschule RheinMain

Abschluss:

Bachelor

Präsentation:

31.01.2017

Lehrstuhl:

Lehrstuhl Städtebau: Prof. Kleinekort, Lehrstuhl Gestaltungslehre: Prof. Damrau

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

ArchiCAD, Photoshop, InDesign

70 Jahre Brache und geparkte Blechtristesse prägen einen der städtebaulich prägnantesten Orte Wiesbadens. Im typologischen Grenzgebiet zwischen Blockrand und Punkthaus manifestiert er jene charakteristische Zweiteilung der Stadt, die einst Collin Rowe zu seinem Buchcover Collage City inspirierte. Vermittelnd zwischen den beiden Typologien wirken kulturelle und öffentliche Räume - vom Kunsthaus bis zum Landschaftspark. Meist bestimmen sie als singuläre Formen den Stadtraum.

Konzept, Städtebau:
Städtebaulich verortet sich das Haus durch die Besetzung der umliegenden historischen Baufluchten. Partielles Rückspringen des Volumens bildet einen L-förmigen Sockel mit Vorplatz aus. Die morphologische Differenzierung der einzelnen Funktionen oberhalb des Sockels vermittelt im typologisch heterogenen Grenzgebiet zwischen Blockrand und Punkthaus. Der markante Stadtbaustein folgt dem genius loci und beheimatet ein öffentliches Haus, dass der Kulturmeile Wilhelmstraße einen angemessenen Auftakt verleiht.

Konzept, Leitgedanken:
Den Ausgangspunkt einer räumlichen Manifestation bildet ein quadratisches Raster von 4,50 x 4,50m, sowie die Idee, der Kunsterfahrung des Besuchers auch eine architektonisch-räumliche Erfahrung zu ermöglichen. Dahinter steht das Prinzip der gleichwertigen Anordnung verschiedener Räume innerhalb des Systems von Raster und Feld, sowie die Frage, wie deutlich ein Raster ablesbar sein muss, um einen autonomen Raum ausformulieren zu können.
Vom aufgelösten Raumfeld im Erdgeschoss bis zum Skulpturenkabinett im 4.OG werden aus einzelnen Stützen, über Wandvorlagen klar definierte einzelne Räume mit schmalen Durchgängen, die sich als Enfiladen aneinander reihen. Die ungerichtete Anordnung der Enfiladen und der zentralen Treppenskulptur vermeidet bewusst eine hierarchische Abfolge von Räumen und Kunstwerken. Diese Abfolge wird bewusst dem Besucher überlassen und ihm eine Vielzahl an Entscheidungen abverlangt, die es ihm gleichsam ermöglichen Zusammenhänge selbst zu erkennen - der Besucher selbst wird kuratorisch tätig.

Konzept, Fassade:
Das räumliche Konzept des sich verdichtenden Raumes spiegelt sich in der Fassade wieder. Öffnungen im Inneren bilden sich als Fenster und Nischen im Äußeren ab und schaffen das klare Bild eines archaischen Baukörpers, eines Tempels für Kunst und Kultur. (Blind-)Fenster und horizontale Fugen gliedern und strukturieren die Fassade. Die rote Farbe entleiht sich der Couleur öffentlicher und städtebaulich bedeutender Gebäude der Stadt und übersetzt die meist in Ziegel oder Sandstein ausgeführten Fassaden in eine monolithische Betonkonstruktion, die sich als logische, konstruktive Konsequenz im Inneren zurückhaltend fortführt.