Schaufenster fürs Lindenau-Museum? Zu den Umbauplänen in Altenburg

02.02.2022

Frontansicht des künftigen Lindenau-Museums in Altenburg
Frontansicht des künftigen Lindenau-Museums in Altenburg
Bild: Kummer. Lubk. Partner / Lindenau-Museum Altenburg

Das Lindenau-Museum im thüringischen Altenburg plant einen radikalen Umbau. Der Palast im Stil der Neurenaissance soll einen neuen, transparenten Sockelbereich erhalten, der nichts mit der architektonischen Ordnung des historistischen Prachtbaus zu tun hat.

Von Nikolaus Bernau
 
Als der Herzog von Sachsen-Altenburg 1856 daran ging, das Vermächtnis seines Hofbeamten Bernhard von Lindenau zu erfüllen – er hatte seine hoch bedeutende Sammlung westlicher Kunst dem Staat unter der Auflage vermacht, dass ein neues Haus zu bauen sei – war die Wahl der Stilsprache fast selbstverständlich. Stadtarchitekt Julius Robert Enger entwarf einen Neurenaissance-Palast nach dem Vorbild der Dresdner Gemäldegalerie. Zwei Hauptgeschosse, Mittelkuppel, kleinere Kuppeln über den Eckrisaliten und ein massig rustiziertes Sockelgeschoss, vor dem wiederum 1910 eine kraftvolle neubarocke Treppenanlage entstand. Es dürfte wohl eine der ältesten erhaltenen, in Beton ausgeführten Freiluftanlagen Deutschlands sein.

Jede andere Stadt hierzulande wäre stolz auf ein solches Baudenkmal. Zumal in diesem auch noch – was eine Rarität ist! – ziemlich genau die Sammlungen zu sehen sind, die schon 1871 gezeigt wurden. Doch das Lindenau-Museum plant nun einen radikalen Umbau. Grundlage für das Projekt des Erfurter Architekturbüros Kummer. Lubk. Partner ist dabei eine allgemein als überzeugend betrachtete Denkschrift des Museumsdirektors Roland Krischke von 2017. Danach soll unter anderem der nahe gelegene, einstige herzogliche Marstall für Sonderausstellungen und Werkstätten genutzt werden, das historische Museumsgebäude dagegen endlich technisch modernisiert und im Sockelgeschoss unter anderem für die Kunstschule erweitert werden.
 
Bis vor kurzem wurden die Entwürfe von Kummer. Lubk. Partner regelrecht geheim gehalten. Auch jetzt sind nur geradezu peinlich schematische Skizzen veröffentlicht. Deswegen kann hier nur über die Konzepte für das Äußere berichtet werden. Aber das reicht bereits für einen veritablen Skandal. Anstelle der breiten Terrasse und der neubarocken Treppenanlage von 1910 ist eine dürre Plattform geplant, getragen von schräg gestellten, hyperschlanken Stützen. Glasscheiben darunter fassen das neue Foyer ein. Außerdem ist eine asymmetrisch gestellte Treppe zu sehen. Aus der Ferne würde der Engler-Bau auf der neuen Plattform wie schwebend erscheinen, zumal wenn das neue Foyer von innen erleuchtet wird – was meist so sein dürfte.

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