Fliegendes Dach Wohnhaus von Architekt Gui Mattos im brasilianischen Regenwald

Text von Tim Berge | 01.08.2017

Als wäre die Urhütte als minimalistische Betonstruktur nachgebildet worden: Ein Ferienhaus in Brasilien, das inmitten des dichten Regenwaldes und in unmittelbarer Nähe zum Strand steht, wurde in seiner Gestalt auf das Wesentliche reduziert. Wo sich das größere Schauspiel abspielt – in der radikal geöffneten Wohnskulptur oder der üppigen Natur – kann nur jeder für sich selbst entscheiden.

Ein Dach: Mehr brauchte es früher nicht, um den Menschen vor seiner Umwelt zu schützen. Doch Anforderungen und Bedürfnisse haben sich stark verändert – und so wird ein Haus ohne Wand und Tür wohl kaum mehr unserer Sehnsucht nach Sicherheit und Komfort gerecht. Dass es aber auch anders geht beweist ein Wohnhaus in Itamabuca, einer kleinen Ansiedlung an der brasilianischen Südost-Küste, nördlich von São Paulo. Der Architekt Gui Mattos platzierte zwar eine steinerne Bodenplatte mit einem darüberliegenden Dach auf dem Grundstück und markierte damit den Wohnort – aber der Platz wirkt alles andere als vom Menschen besetzt. Dafür sorgt die mögliche Öffnung des Hauses zu allen vier Seiten.

Markierung aus Beton
Die Bodenplatte ist ähnlich einer Bühne leicht vom umgebenden Terrain angehoben. Unter dieser Stufe verbirgt sich nicht nur die notwendige Haustechnik, sie ist gleichzeitig auch eine umlaufende Sitzbank für die Bewohner. Das Dach, getragen von acht Stützen, schwebt über dem Haus wie eine grafische Markierung. Dazu trägt die Form einer auf den Kopf gestellten Pyramide bei, deren vier Seiten sich über der Mitte des Neubaus treffen. Die prismatische Form ist aber nicht nur Ornament, sie sorgt auch für eine bessere Durchlüftung des Gebäudes und eine gute Isolation nach oben – nicht unwichtig bei einer Behausung im Regenwald. Die vier Fassaden bestehen aus raumhohen, schiebbaren Fensterelementen, die sich fast vollständig öffnen lassen.

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