Vogelobservatorium Tij bei Stellendam Beobachtungsstation wie ein Ei aus Reet und Holz
20.06.2019
Seeschwalbe, Möwe, Kiebitz und Co. tummeln sich in großer Zahl am Wattenmeer. Auch das küstennahe Binnengewässer Haringvliet in den Niederlanden ist ein Aufenthaltsort für Vögel. Nahe des Städtchens Stellendam trennt seit den 1970er-Jahren ein Sperrwerk die Nordsee ab – in diesem Delta erstreckt sich das Naturschutzgebiet Scheelhoek. Auf dem sandigen Boden des von Schilf gesäumten südlichen Ufers liegt ein überdimensioniertes, in Reet gehülltes Ei: das Vogelobservatorium Tij. Gut getarnt und störungsfrei für Flora und Fauna können Spaziergänger, Naturliebhaber, Ornithologen und Fotografen die vielfältige Vogelwelt aus der Nähe beobachten. Den besonderen Aussichtspunkt entwarfen die Architekten von RAU in Zusammenarbeit mit Ro&Ad Architects als Holzkonstruktion.
Naturnahe Planung
Der Bau ist Teil des Naturerholungsprojekts Droomfonds, an dem
sechs Umweltorganisationen seit 2015 gemeinsam arbeiten, um das
durch den Dammbau gestörte Ökosystem wieder herzustellen. Der Name
Tij (= Tide) ist ein Hinweis auf die Gezeiten, denn Ebbe und Flut
der Nordsee sollen durch spaltbreite Tore im Damm das
umweltgeschädigte Delta in ein Brackwasserbiotop wandeln. Die von
einem Deich umgebene Landschaft besteht aus großen Schilfgebieten
und einer Reihe von Sandbänken, die Wat- und Möwenvögeln als
Futter- und Brutplatz dienen. Ein von HNS Landscape Architects
entwickelter Landschaftsplan bestimmt die Wegeführung durch das
gesamte Naturschutzgebiet Scheelhoek und kulminiert in der
Beobachtungsstation. Das Konzept beinhaltet zudem Biotope für
Vögel. Damit sich Besucher den Tieren nähern können, besteht der
letzte Teil der Route aus einem Tunnel aus wiederverwendeten
Betonstelen. Die mit Sand bedeckte Unterführung stellt die
Verbindung zum Zielpunkt der Route her.