Stroh-Theater in Tallinn Temporäres Gebäude aus Strohballen und Holz
24.10.2011
Im Zentrum Tallinns, der Hauptstadt Estlands, steht seit der Barockzeit die Skoone-Bastion. Die geschichtsträchtige Befestigungsanlage, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und später von der sowjetischen Marine genutzt wurde, liegt seit Abzug der Truppen verlassen da. Im Zuge der Veranstaltungen in Tallin, der europäischen Kulturhauptstadt 2011, hauchte das von den Architekten Salto entworfene N099 Stroh-Theater dem Ort neues Leben ein.
Von Mai bis Oktober stand der schwarze, aus Strohballen
errichtete Theatersaal auf einer Anhöhe der Festung, dort, wo sich
einst das später niedergebrannte Sommertheater der Marine befand.
Eine aus dieser Zeit erhaltene Treppe bildete den Zugang zum neuen
Saal: Begleitet von einer Strohballenwand im Südosten, geöffnet zu
einer Außenplattform im Nordwesten und überdacht von geneigten
Pultdächern aus Stroh schlängelte sich die Erschließung vom Eingang
hinauf zum Theatersaal. Während dieser den passenden Rahmen für die
Vorstellungen des Theaters N099 bot, bildete der Außenraum mit
überdimensionalen Schachbrettern, Schaukeln, Tischtennisplatten und
Picknickflächen einen neuen Anziehungspunkt für die Bewohner der
Stadt.
Weil die Themen Nachhaltigkeit und Recycling bei der
Planung des Kulturprogramm für Tallinn eine wichtige Rolle
spielten, erstaunt es wenig, dass das Theater aus einem natürlichen
Material besteht. Für ein öffentliches Gebäude ist der Baustoff
allerdings ungewöhnlich: Wände und Teile des Dachs wurden aus
Strohballen gefertigt, die wegen der temporären Nutzung nicht
weiter geschützt bzw. umhüllt werden mussten. Dadurch blieb das
Material innen und außen sichtbar, was die Architekten als Verweis
auf den Lebenszyklus natürlicher Materialien verstanden.