Studio „Fun Palace des Mathématiques“: Neue Impulse für ein altes Institutsgebäude

Studierende der Universität der Künste Berlin beschäftigten sich in einem zweisemestrigen Entwurfsstudio mit dem ehemaligen Mathematikgebäude der Technischen Universität Berlin. Das Ergebnis: eine publikationsreife Analyse und verschiedene Zukunftsszenarien.

Heute steht es seelenruhig da: das Bauwerk mit imposanter Glasfassade, markanten blauen Metallplatten und roten Brüstungen. Vor über 55 Jahren entwarfen die Architekten Georg Kohlmaier und Barna von Sartory das architektonische Meisterwerk – damals ein Vorreiter der Solararchitektur und des ökologischen Bauens. Letztes Jahr musste das Gebäude wegen fehlender Instandsetzungen und Vandalismus schließen. Unter der Leitung von Prof. Stéfanie Bru analysierten Teilnehmende des Studios „Fun Palace des Mathématiques“ das ehemalige Unigebäude und machten Vorschläge für eine zukünftige Umnutzung.

An die Substanz!

Im Wintersemester 2023/24 beschäftigten sich sechs Studierendengruppen mit der ausführlichen Gebäudeanalyse. Mithilfe richtungsweisender Begriffe aus den Kategorien Tektonik, Atmosphäre und Aktion, erzielten die Lehrenden des Fachgebiets Entwerfen und Baukonstruktion I vielfältige Ergebnisse: Von einer Übersicht der konstruktiven Bauelemente und ihrer Wärmespeicherkapazität, über eine Darstellung der technischen Infrastruktur bis hin zur Dokumentation natürlicher und künstlicher Lichtquellen war alles mit dabei. Die Studierenden hielten die Ergebnisse in Ton-, Video- und Fotoaufnahmen, Detailzeichnungen, Modellen und Texten fest.

  

Anschließend setzten die Gruppen erste Impulse für eine zukünftige Umnutzung. Eine Gruppe schlug vor, alle nichttragenden Wände zu entfernen und das Regenwasser, welches derzeit unkontrolliert in das Gebäude eindringt, mithilfe einer vorgehängten Textilfassade aufzufangen. Eine andere Gruppe abstrahierte die Bestandsfassade und setzte die einzelnen Fassadenelemente neu zusammen. Es gab auch konkrete Vorschläge für eine programmatische Umnutzung der Räumlichkeiten: Könnte man das Auditorium als Veranstaltungsraum oder die oberen Etagen als Wohnraum nutzen?

Film ab!

Im Sommersemester 2024 nutzen weitere Studierende die Analyseergebnisse ihrer Kommiliton*innen und entwickelten Zukunftsszenarien im Kurzfilmformat. Sie thematisierten insbesondere die Verbesserung des sommerlichen Wärmeschutzes. Die Glasfassade, ursprünglich zur Wärmegewinnung gedacht, verursachte im Sommer starke Überhitzung. Ein Student schlug vor, statt klassischer Sonnenschutzmaßnahmen die Verdunstung von Regenwasser zur Kühlung des Gebäudes zu nutzen und leitete diesen Wasserstrom gezielt durch den Innenraum. Eine ähnliche Idee verfolgte auch eine andere Gruppe, deren Entwurf das Regenwasser in einem innenliegenden Pool sammelte. Neben Vorschlägen zur Regenwassernutzung gab es auch Projekte, die die solare Energie einbezogen oder das Gebäude im Erdgeschoss für die Öffentlichkeit öffneten.

Eine (un)gewisse Zukunft

Im vergangenen Juli präsentierten die Studierenden ihre Arbeiten beim UdK-Rundgang. Auch der fast 90-jährige Georg Kohlmaier war zu Gast. Er war tief berührt von der intensiven Auseinandersetzung mit dem Gebäude und begeistert von den vielen Ideen. Auch wenn die zukünftige Nutzung des ehemaligen Mathematikgebäudes zunächst ungewiss bleibt, steht inzwischen fest: Es bleibt erhalten! Die Behörde stellte es erst kürzlich unter Denkmalschutz.