„Doppelgänger“: Entwerfen nah am Vorbild

Nah am Vorbild und doch eigenständig – Bachelorstudierende an der ABK Stuttgart haben Architekturschulen aus aller Welt und verschiedenen Epochen analysiert und neu interpretiert.

In dem Gebäudelehre-Seminar „Doppelgänger“ haben unter der Leitung von David Brodbeck und Marianne Mueller Bachelorstudierende im Wintersemester 2021/22 Architekturschulen aus 10 Ländern und 250 Jahren analysiert und im Sinne einer „Bricolage“ daraus eigene Entwürfe angefertigt. Der „Bricoleur“ ist nach dem Anthropologen Claude Lévi Strauss jemand, der sich zur Lösung von Problemen vorhandener Ressourcen bedient. Es handelt sich um eine Herangehensweise, bei der das Improvisieren mit Vorhandenem die abstrahierte Neuschöpfung ersetzt.

Katalog zum Entwerfen

Als Vorlagen dienten unter anderem die AA School in London, das Arts and Architecture Building von Yale, das Bauhaus in Dessau, die Architekturschule in São Paulo und nicht zuletzt das eigene Fakultätsgebäude der AbK in Stuttgart. Diese haben die Studierenden zunächst in Zeichnungen und Modellen untersucht. Geometrische Prinzipien, Räumlichkeit, Tektonik und Erschließungskonzepte standen hierbei im Fokus. Gleichzeitig wurden auch die atmosphärischen und qualitativen Besonderheiten der Räume erfasst. Das so erarbeitete Repertoire an Aspekten diente nun der weiteren Entwurfstätigkeit.

Neues schöpfen nach Vorbildern

Auf dieser Grundlage produzierten die Studierenden die „Doppelgänger“.  Diese sollten Gemeinsamkeiten mit der Vorlage aufweisen, aber trotzdem eigene Entwürfe darstellen. Dabei war es freigestellt, wie groß die Verwandtschaft mit dem Vorbild ist und wieviele eigene Ideen in den Entwurf einfließen. Diese Form der Auseinandersetzung mit Fallstudien und deren Neuinterpretation nutzt in didaktisch wertvoller Weise die Typologie-Studie als Startpunkt für eigenes entwerferisches Schaffen.