Berliner Holz trifft Brandenburger Wald: Das Seminar ,,Kohlengrube''
Studierende der Universität der Künste Berlin (UdK) haben einen Pavillon aus wiederverwerteten Materialien gebaut, der sich in neuer Form der Natur zuwendet.
Wie schaffen wir mit vorhandenen Materialien und minimalem Energieaufwand neue Strukturen? Diese Frage war Ausgangspunkt für den Pavillon Material Circle, den Studierende der UdK im Sommersemester 2023 entwarfen. Dafür kam unter anderem in Berlin aussortiertes Holz zum Einsatz. Der komplett zerlegbare Pavillon diente zunächst als Ausstellungsobjekt im Garten der UdK und auf dem „Klimafestival für die Bauwende“ in Berlin.
Im Rahmen des Seminars „Kohlengrube“ erhielt das Material schließlich eine neue Funktion im Brandenburger Wald. Unter der Leitung von Prof. Giovanni Betti und Anna Bajanova untersuchten die Studierenden im Sommersemester 2024, wie die Bauteile des Pavillons im leerstehenden Zechenhaus der Kohlengrube weiterverwendet werden können. Gemeinsam mit dem Förderverein Kohlengrube bei Waldeck (Töpchin) und dem Fachgebiet Digitales und Experimentelles Entwerfen entstand ein skulpturaler Pavillon.
Von der Ausstellung in Berlin in den Wald in Brandenburg
Im Seminar folgten die Teilnehmenden dem Prinzip „form follows material availability“: Nicht die Funktion bestimmte die Form, sondern die Verfügbarkeit der Materialien. Das alte Zechenhaus in der Kohlengrube, seit einem Brand auf zwei frei stehende Giebel reduziert, wurde zur Inspirationsquelle. Gegenüber befindet sich eine Fassade ohne Haus – ein monumentaler Dialog, den der Bildhauer Clemens Botho Goldbach anregte. Studierende erweiterten diese Idee und fügten eine schutzlose Dachstruktur aus roten Balken hinzu, die sich harmonisch zum Wald öffnet. Das Baumaterial stammt vom Pavillon Material Circle und wurde um Baumstämme des umliegenden Waldes ergänzt. Der von der Natur inspirierte Pavillon verkörpert den Ansatz des zirkulären Bauens und fügt sich harmonisch in die Umgebung ein – eine Symbiose von Architektur, Geschichte und Landschaft. Dabei wirft er die Frage auf: Wie könnte das nächste Leben der Materialien aussehen?
Geschichte der Kohlengrube
Der Pavillon liegt in einer historischen Kulturlandschaft südlich von Berlin, geprägt von einem kleinen Waldsee, wildem Mischwald und einem Kunstverein. Der Verein ist ein Labor für zeitgenössische Kunst und Forschung, hier entstehen Projekte, die Geschichte, Natur und Architektur verbinden. Das Gelände, ein Überbleibsel eines gescheiterten Braunkohle-Tagebaus (1886–1893), erzählt von industriellen Illusionen und ist heute ein denkmalgeschütztes Ensemble. Investoren hofften auf reiche Kohlevorkommen für die Berliner Industrialisierung, doch der Betrieb entpuppte sich als Betrug. 1893 überflutete man das Areal über Nacht, wodurch ein einzigartiges historisches Unterwassermuseum entstand.