2, 2003
Fachhochschule Lübeck
Zwei Passagen für Hamburg

Fachhochschule Lübeck
Januar 2003
Prof. Tonne
Kulturbauten
Der Baukörper ist sehr komplex. Mit Hilfe von computeranimierten Modellen war es möglich, den Entwurf gründlich auf die verschiedensten, innenräumlichen Sichtbeziehungen zu untersuchen. Kamerafahrten simulieren den Weg der Passanten durch die Passagen und zeigen in welchem Maße die Ladenfassaden überblickt werden können. Da der Entwurf hauptsächlich vom Innenraum lebt, vom Raumgefühl, war die Animation ein wichtiges Werkzeug. Der Vorteil ist die realistische Perspektive im Gegensatz zum maßstäblichen Arbeitsmodell.
Mehrere Gebäude in der Hamburger Innenstadt werden demnächst einem größeren Baukomplex weichen. Es ist vorgesehen, den Baukörper mit vier Geschossen Handelsfläche und mehreren Bürogeschossen auszustatten. Die Untergeschosse beinhalten Tiefgarage und Haustechnik.
Das Hauptproblem des Entwurfes ist die vier Handelsgeschosse mit Leben zu füllen. Es muss eine ausreichende Frequenz an Passanten erzeugt werden, die den Handelsbereich bis in das vierte Geschoss durchströmt.
Dieser Entwurf untersucht die Variante, die vier Handelsgeschosse mit zwei übereinander liegenden Passagen zu erschließen. Die zweigeschossigen Passagen verfügen über eine ausreichende Übersichtlichkeit, eines Straßenraums entsprechend. Mit bewusst eingesetzten Kontrasten werden sie deutlich voneinander getrennt. Aus allen Blickwinkeln werden sie als zwei Objekte erkannt.
Das Gegenspiel lässt eine Spannung entstehen, die dem gesamten Gebäude ein Thema gibt und ihm Ausdruck verleiht.
Die gerade Passage legt sich über den ehemaligen Straßenraum der alten Paulstraße. Das städtebauliche Raster wird so indirekt beibehalten. Der Bau kann kaum als „ein“ Gebäude bezeichnet werden. Er nimmt eher städtebauliche Dimensionen an. So betrachtet, erhalten die einzelnen Passagen straßenräumliche Wertigkeit, zwei Straßenzüge, die sich übereinander legen. Ein Stück Stadt wird entnommen und ein Körper implantiert, der Stadt imitiert. Die Stadt wird gestapelt.
Damit dieses Konzept aufgeht muss die Erschließung der oberen Passage besonders erleichtert, gefördert werden. An den Knotenpunkten wird sie besonders hervorgehoben und betont. Die Zweite nimmt sich zurück. Die Wertigkeit der Passagen muss sich angleichen. Optimal wäre eine ausgeglichene Teilung des Besucherstroms und eine gleichmäßig verteilte Passantendichte.