März / April 2012
Hochschule Darmstadt
Wohnen, aber nicht zuhause
THE WAY WE LIVE NOW

Hochschule Darmstadt
06.02.2012
Prof. Anke Mensing
Wohnbauten
Microstation v8i / Adobe Illustrator CS3 / Adobe InDesign CS3 / Adobe Photoshop CS3
-Ort
Das zu beplanende historische Verwaltungsgebäude bildet das Herzstück eines ehemaligen Industriegeländes am Ochsenbruch in Ober-Ramstadt. 1917 als Munitionsfabrik erbaut, erfuhren der Industriekomplex unterschiedlichste Nutzungen, indem er von den Automobilherstellern Falcon und Röhr, der Mühlenbau und Industrie-AG MIAG und schließlich fast 40 Jahre von der US-Army zu Zwecken der NATO genutzt wurde.
Seit 1993 liegt das Gelände brach, viele Gebäude wurden zu Gunsten eines dort neu entstehenden Wohnquartiers abgerissen.
-Aufgabe
Bedingt durch seine Dimension und seine zentrale Lage wird das Gebäude prägend für das neue Quartier sein. Die Nutzung soll diese Qualität unterstützen. Eine übergeordnete Funktion soll dem Gebäude durch die zukünftige Nutzung Wohnort auf Zeit zukommen.
Welche konkrete Art des Wohnens auf Zeit hier geplant wird, ist jedem Bearbeiter frei gestellt: Hotel, Hotel garni, Pension, Boardinghouse, Herberge etc...
Weiterhin können in dem Gebäude attraktive, eigenständige Angebote gemacht werden, die sowohl von den Bewohnern des Hauses, wie auch von externen Gästen in Anspruch genommen werden können.
-Konzept
Genius Loci - Der Geist des Ortes
Aufgrund des vielseitigen, geschichtlichen Hintergrundes erscheint es mehr als selbstverständlich, das aus Beton, Sichtmauerwerk und einem Tonnendach bestehende Gebäude, in seiner ursprünglichen Raumatmosphäre weitest möglich zu belassen.
Die historische Klinkerfassade soll in den Originalzustand zurück versetzt und frei gelegt werden, um die Historie des Geländes erlebbar zu machen. Die Authentizität des Mauerwerks soll im Zusammenspiel zwischen Innen und Außen die Raumatmosphäre entwickeln. Im Inneren zeigt sich dies in den bestmöglich authentisch erhaltenen Räumen und dem bewusst kleinstmöglichen Eingriff in die bestehende Struktur. Somit avanciert der Bau zur Inszenierung seiner eigenen Geschichte.
Nichtsdestotrotz soll die Konversion gerade durch die Gegenüberstellung von Alt und Neu unterstrichen werden. Einerseits sollen die Schäden der Zeit als sichtbares und dadurch erfahrbares Zeichen mit einfließen, andererseits eine neue Formensprache den Eindruck von Klarheit und Flächigkeit schaffen. Somit ist der Dialog entscheidend, der die Qualität des vorgefundenen respektiert und klar aufzeigt, was Originalsubstanz ist und was hinzugefügt wurde. Die interdisziplinäre Symbiose von Design und Denkmalschutz wird spürbar.
Die neue Nutzung bedingt die Umstrukturierung der Etagen. Das Gleichgewicht zwischen Erhalt und Innovation ist zu finden. In der Mitte sind die Geschossdecken geöffnet und ein breites, großzügiges Oberlicht integriert worden, dass den Bestand durch Tageslicht aufbricht und die Laterne des Tonnendachs bis ins Erdgeschoss erfahrbar werden lässt. Somit entstehen geschossübergreifende Sichtbezüge, die durch die Innenfenster der Appartements Verbindungen zwischen privatem und öffentlichem Raum schaffen.