3, 2008
Hochschule Koblenz
Wein und Architektur

Hochschule Koblenz
16.07.2008
Prof. Henner Herrmanns
Hotelbauten
Nemetschek Allplan Cinema 4D
Wein ist die Poesie in Flaschen, sagte Arthur Schopenhauer. Was fehlt ist die Präsentation und eine Inszenierung dieser Poesie. Aber welches Szenario, welche Sprache?
Geschwungene Formen, moderne Materialien sind beeindruckend, aber in ein paar Jahren möglicherweise nicht mehr interessant, da nicht mehr originell.
Wie wäre es, etwas zu wählen, was sich nicht nur durch die Modernität bzw. Aktualität bezüglich seiner Materialität auszeichnet, etwas, was uns eigentlich sehr vertraut ist, in einem neuen Kontext aber sehr überrascht und unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht, wie wäre es mit… Das Haus auf dem Kopf.
Die Idee ist also, Memoria neu zu interpretieren.
Ich drehe das Haus einfach um und schaffe dadurch eine Neuinterpretation von etwas Vertrautem, von etwas, was wir alle kennen. In diesem Fall ein auf dem Kopf stehendes Haus.
Dadurch soll eine auf lange Dauer ausgerichtete Attraktion im Ort geschaffen werden. Ein Haus was auf dem Kopf steht, wird nie „NORMAL“ sein.
Die Inszenierungen setzen sich im Innenraum fort. Vielfache Erlebnisse von Raum und Licht sind möglich: der scheinbar schwebende Boden, der von den Wänden durch einen Spalt getrennt ist, der gleichzeitig den Lichteinfall von oben ermöglicht, eine Rampe, die seitlich geschlossen und jede Ablenkung von links oder rechts verhindert und die Konzentration auf das Gehen bzw. auf das Ziel ermöglicht, ein hängender Raum, das Spiel mit den Unterschiedlichen Höhen der Decke und nicht zu letzt die Dachterrasse. Man tritt aus einem geschlossenen in einen offenen Raum, dort sind Blicke lenkende Öffnungen, die entweder in Richtung der Weinberge oder ins Rheintal, das Unesco Weltkulturerbe führen. Diese Ausblicke sind durch die Überwindung von unterschiedlichen Bodenniveaus erlebbar.
Die Inszenierung des Außenraumes beinhaltet einen Arbeitsraum im Freien, einen Innenhof für die Verköstigung, sowie die Dachterrasse. Der Außenraum ist somit Teil der Inszenierung. Weinfeste und ähnliche Veranstaltungen sind zudem eine weitere Möglichkeit um für den Wein zu werben. Die Feste können auf dem gesamten Komplex, d.h. im Innenhof, auf dem Arbeitshof und der Dachterrasse stattfinden.
Auch hier soll kein „normaler“ Raum entstehen; kein Raum wie solch einer, an den wir zu Hause gewöhnt sind. Es muss mehr als nur die reine Übernachtung geboten werden. Nur dann ist der Gast zufrieden, verweilt und empfiehlt. Die Inszenierung findet sowohl im Inneren, als auch im Äußeren statt. Häuser am Hang die rollen sind wie Häuser, die auf dem Kopf stehen: ungewöhnlich und zunächst überraschend. Aber wenn sie einen erlebnisreichen Raum schaffen, durch ungewöhnliche Ausblicke und Wege, sind sie eine Attraktion. Im Innenraum taucht das Thema Kochen und zugleich in den Himmel schauen, gezielte Blicke zum Weinberg, Weingut und Umgebung, Schlafen zwischen den Weinreben, Schlafen unter den Sternen auf. Berücksichtigt wurde, dass die Erweiterungsmöglichkeit der Hotels immer gegeben ist.
Bei der Gestaltung wird stark mit Akzenten gearbeitet, wobei das Goldelement Hauptbestandteil ist. Die Vorhänge, die aus gedrehtem Golddraht angefertigt sind, übernehmen die Aufgabe der Inszenierung im Innenraum, eine Simulation der Stimmung, sowie die Aufgabe der Gesamtheit der inneren und äußeren Erscheinung. Das Goldmaterial der Vorhänge spiegelt den Zusammenhalt der verschiedenen Gestaltungssprachen.