1, 2003
Kunstuniversität Linz
Wege aus dem Abseits

Kunstuniversität Linz
Juni 2002
Prof. Roland Gnaiger
Städtebau
Da örtlich erhältliche digitale Pläne 1:2000 vom Informationsgehalt zu wenig Information beinhalteten, wurden mit Autocad 2000 die händisch erstellte Katasterpläne abdigitalisiert und jegliche selbst erforschte Information in Layern darüber gelegt. Auf Basis der eingetragenen Stützmauern, konnten Höhenpolygone erstellt und in die dritte Dimension um je 2,5 Meter (Geschosshöhe der historischen Bausubstanz) verschoben werden. Farben und Linienstärken wurden der bessern Übersicht wegen im Adobe Illustrator 8.0 vergeben, wo auch die eps-Icons (Pfade im Photoshop 5.5) hineingeladen wurden. Das Layout des doppelseitigen Buchs zur Diplomarbeit erfolgte im QuarkXPress 4.0, gedruckt wurde in den Acrobat Destiller 4.0 und aus dem Acrobat Reader 4.0.
In der vorliegenden Arbeit werden eine Strategie und Bebauungsvorschläge zur Belebung des Barrio Zenete, eines Teilbereichs des Weltkulturerbes Albayzín, Granada, Andalusien, vorgestellt. Das Viertel zeichnet sich trotz zentraler Lage, speziell sommers, durch menschenleere Gassen und steigende Kriminalität aus, heraufbeschworen durch lange fensterlosen Abmauerungen der zahlreichen Baulücken. Extreme Steilheit von bis zu 58% Steigung und schlechte bzw. nicht mögliche Zufahrt für Individualfahrzeuge werden oft vordergründig als ”Negativparameter” abgewertet, bergen aber die Chancen für eine öffentliche Panoramaliftachse, die den Höhenunterschied von 55 Metern überwindtet. Mit ihrer Vielzahl verschiedener Aussichten und den fußläufigen Gassen heimeligen Charakters trägt steiles Gelände mitunter zur besonderen Qualität des Stadtteils maßgeblich bei.
Ziel der Diplomarbeit ist es, eine Strategie zu entwickeln, die dem ausgestorbenen Charakter und der damit einhergehenden Unsicherheit gegensteuert. Das Ziel, die Fußgängerdichte in den Gassen drastisch zu erhöhen, kann nur auf städtebaulicher Ebene, also auf infrastruktueller Ebene, erreicht werden. Eine Steigerung der Bewohnerdichte alleine genügt nicht. Das Viertel fordert permeabler zu werden und mit (halb)öffentlichen Programmen Menschen anzuziehen. Mit möglichst geschickten Eingriffen in das Konglomerat aus Häusern und Besitzverhältnissen werden neue Wegrouten aufgebrochen. Bewohner- und Passantenflüsse werden auf den Raumsequenzen gezielt durch den unbelebtesten Bereich des Albayzín gelenkt und machen versteckte und bisher unbekannte Orte wahrnehmbar. Nutzungskonzentration und programmatische Vielfalt dynamisieren zusätzlich das Viertel. Gastronomische und nachbarschaftliche Einrichtungen und kleine Bildungsinstitutionen entlang der rückgratartigen zentralen Panoramaliftachse bringen die Leute des Viertels einander wieder näher.
Das Konzept stellt einen Alternativvorschlag zum derzeit in Verhandlung befindlichen Projekt zur Errichtung unterirdischer Stellplätze dar. Analysen haben ergeben, dass der vorgesehene Ort im Herzen des Zenete nicht der richtige Standort für eine Tiefgarage sein kann. So sollen hier neben zahlreichen infrastrukturellen Einrichtungen Stellplätze am Rand des Viertels angeboten werden, die davon absehen, die einzigartige Stadtlandschaft zu beinträchtigen. Nur eine globale Betrachtung der Probleme kann den Wert des Viertels steigern und langfristiges Kapital schaffen.