November / Dezember 2015
msa | münster school of architecture
Wasser und Sinne
Ein architektonischer Ansatz zur Inklusionsförderung

msa | münster school of architecture
Master
14.09.2015
Department Entwerfen, Prof. Dipl.-Ing. Kirsten Schemel
Freizeit- und Sportbauten
Vectorworks, Rhino, VRay, Ps, Id, Ai
Thema der Arbeit
Hinter dem Titel verbirgt sich ein Schwimmbad an der deutschen Ostseeküste in Boltenhagen als Beispiel für einen Ort der Inklusionsförderung. Die Idee für das Projekt entwickelte sich aus der Recherche über das Thema der Inklusion im Zusammenhang mit dem „Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ sowie der „Haus- und Badeordnung für öffentliche Bäder“ der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen e.V. Kurzgefasst beinhaltet das Übereinkommen Rechte zu den Lebensbereichen wie Barrierefreiheit, persönliche Mobilität, Gesundheit, Bildung, Beschäftigung, Rehabilitation, Teilhabe am politischen Leben, Gleichberechtigung und Nichtdiskriminierung, mit dem Ziel der Partizipation. Dahingegen steht in der Haus- und Badeordnung, dass Personen, die sich ohne fremde Hilfe nicht sicher fortbewegen können, der Zutritt in ein Schwimmbad nur mit einer geeigneten Begleitperson gestattet wird (§2, Abs. 4). Als Beispiel für die Ausgrenzung des Schwimmens wird speziell auf blinde und sehbehinderte Menschen eingegangen.
Mit dieser Arbeit wird der Widerspruch zwischen der Intention von Inklusion und Exklusion des Schwimmens behandelt und der Fragestellung nachgegangen, welche architektonischen Eigenschaften ein Schwimmbad für blinde und sehbehinderte Menschen aufweisen muss, um als Ort der Inklusion zu fungieren.
Ziel und Strategien
Die Idee ist die Schaffung von Orientierung mit der Absicht das Streben nach Selbstständigkeit von blinden und sehbehinderten Menschen zu steigern. Durch die Naturkräfte Wasser, Wind, Sonne und Erde soll das zuvor beschriebene Ziel erreicht werden. Beginnend mit der Erde lässt sich erklären, dass das Gebäudevolumen mittels eines subtraktiven Entwurfsprinzips ausgehöhlt wird. Der versenkte Betonkörper liefert durch Vorsprünge und Fügungen eine Raumfolge, die den Besucher durch das Gebäude geleitet. Zudem hat der Grundriss eine lineare Formsprache, welche den Ablauf der Funktionseinheiten des Schwimmbads unterstützt.
Zur weiteren Orientierung werden akustische und taktile Empfindungen durch Wasserläufe in vertikaler und horizontaler Richtung eingesetzt. Lichtquellen in Form von Oberlichtern und großen Öffnungen an markanten Orten stärken das Leitsystem. So wird sehbehinderten Menschen ein kontrastreicher Innenraum ermöglicht. Blinde nehmen den Kontrast durch Wärme- und Kälteempfindungen wahr.
Darüberhinaus befindet sich das taktile Leitsystem an allen Wänden. Diese sind auf Höhe des Handlaufs mit unterschiedlichen Strukturen bearbeitet. Das Prinzip der Bodenindikatoren wird auf die Wände übertragen. Immer dann, wenn der Grundriss eine Türöffnung oder Richtungsänderung vorsieht, wechselt die Betonstruktur in der Wand von der Horizontalen in die Vertikale. Zusätzlich wird in Pyramidenschrift die Funktion des Raumes tastbar dargestellt. Wandvorsprünge an leitenden Wänden verstärken dieses Prinzip und weisen auf einen gegenüberliegenden Raum hin.