3, 2007
Universität Stuttgart
Wandelbares Dach für Kloster Wiblingen

Universität Stuttgart
April 2007
Institut für Entwerfen und Konstruieren IEK, Prof. José Luis Moro
Kulturbauten
Entwurfsprozess in Handzeichnungen und im Modell 1-1000 und 1-500. Tragwerksproportionen und Membranzuschnitt wurden in Modellstudien bis M 1/100 entwickelt. Endgültige Präsentationszeichnungen in AutoCAD und Adobe InDesign. Atmosphärische Bilder in Adobe Photoshop aus Modellbildern und Umgebungsbildern.
Die Aufgabe der Diplomarbeit war es, auf der Anlage des ehemaligen Benediktinerklosters ein Gesamtkonzept zu entwickeln, was dort das Durchführen von vielfältigen temporären Veranstaltungen (Konzerte, Theaterstücke) ermöglichen soll.
Dazu entstandene Funktionsanalysen haben zu dem Schlussergebnis geführt, die Sakrum- und Profanum ausgeprägten Bereiche voneinander zu trennen und nur dort mit neuen Funktionen einzugreifen, wo seit jeher tägliches Leben stattfand: in die Profanum-Zonen.
Damit wird der Konflikt zwischen historisch ansässigem sakralem Charakter des Orts, der Wertschätzung benötigt, und den heutigen Bedürfnissen, die Anlage in sinnvolle Art und Weise für Pop-Kultur zu nutzen, vermieden.
Um alle potenziell nutzbaren Räume als integralen Teil des Gesamtkonzepts ablesbar zu machen, wurde ein organisches, bandförmiges Gewebe entworfen, das wie ein Parasit die Höfe und Gärten durchwebt. Das Gewebe besteht aus kleinen Architekturelementen und homogen in diese und im Bodenbelag eingebauten Lichtstreifen. Das Gewebe passt sich den neuen Funktionen an: Im Westgarten wird es zur Kinderrutsche, in Seitenhöfen zu Sitzstufen oder Theke, im Südgarten zu Stegen in der Landschaft. Dadurch entsteht auf der Klosteranlage ein Wegenetz, das die Besucher mit zum Hauptveranstaltungspunkt, dem Amphitheater, führt. Dort ergibt sich aus den existierenden und zusätzlich nachgestalteten Landschaftslinien die Form der Tribünen und der Bühne.
Der konstruktive Grundsatz der wandelbaren Überdachung des Amphitheaters besteht aus zwei Prinzipien:
1. Ein biegeweicher Bogen, der theoretisch aus einer unendlichen Anzahl von Gelenken besteht, wird steif, wenn man ihn gleichmäßig mit Hilfe eines Seilnetzes belastet.
2. Vier radial zueinander angeordnete Bögen können zu „Bahnen“ für ein verfahrbares Membrangewebe werden, wenn ein Membranelement auf der ganzen Bogenlänge gleich breit bleibt.
Auf die Weise entsteht ein Gebilde, das in der Winterzeit „einschläft“. Dazu fährt das Membrandach nach hinten in den in der Landschaft versteckten Lagerraum. Die Bühne, sowie die zusätzlichen Bankenreihen, werden demontiert und in den Technikräumen unter den Tribünen gelagert. Im Sommer wird die frei gestaltete Landschaft zum Theater und die wandelbare Membran zum integralen Teil der Veranstaltung.
Technische Daten:
Bogen Spannweite: 50m
Bogen Lichthöhe: 6m
Bogen Durchmesser: 27cm
Membran Fahrzeit: ca. 10 Min
Sitzplätze: ca. 650